Sudans Militär übernimmt total

Martin Ling über den Putsch gegen die Zivilisten in der Regierung

Die Waagschale in der zivil-militärischen Regierung in Sudan ist in Richtung des Militärs gekippt. Der Weg Richtung Demokratie und Neuwahlen, den sie bis 2023 eröffnen sollte, steht damit mehr denn je in Frage.

Mit dem zweiten Putsch innerhalb weniger Wochen hat sich das Misstrauen des Militärs gegenüber den »Kräften der Freiheit und des Wandels« erneut manifestiert. Es war diese Allianz zahlreicher Gruppen, welche 2019 die Massenproteste gegen den Diktator Omar al-Baschir getragen hatten. Das Militär setzte sich schlussendlich an die Spitze der Proteste und entmachtete al-Baschir, um selbst das Heft des Handels in den Händen zu behalten. Ministerpräsident Abdalla Hamdok war ein Premier von Gnaden des Militärs. Schon bisher stand der frühere Armeechef Abdel Fattah al-Burhan an der Spitze des »Souveränitätsrats« und war damit de facto Staatschef. Er selbst hatte die Auflösung der Übergangsregierung als Ausweg aus der Krise ins Spiel gebracht.

Vor Wochenfrist machten Demonstranten mit »Die Armee wird uns Brot geben« Stimmung für eine Entmachtung der Zivilisten. Jetzt ist sie real geworden. Der zivilen Protestbewegung bleibt nur der Gang auf die Straße, um den Militärs in den Arm zu fallen. Es ist ein Himmelfahrtskommando.

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