- Kommentare
- G 20
Heiße Luft in Rom
Martin Ling über die vagen Klimaziele auf dem G 20-Gipfel
Auf dem Papier haben sie es geschafft: In erwartet schwierigen Verhandlungen haben sich die Mitglieder der G 20-Gruppe nicht unbedingt erwartet darauf verständigt, sich in ihrer Abschlusserklärung des Gipfels in Rom gemeinsam hinter das 1,5-Grad-Ziel zu stellen. Aber die konkrete Zielmarke 2050 wurde von den stärksten Wirtschaftsnationen der Welt gestrichen.
Das Ansinnen der G 20-Gruppe liegt auf der Hand: Sie will verhindern, dass sie bei der Klimakonferenz in Glasgow an den Pranger gestellt wird. Die G 20-Gruppe steht für fast 80 Prozent des weltweiten Ausstoßes an Treibhausgasen. Es ist klar, dass ohne sie auch bei der Begrenzung des Klimawandels nichts geht. Das war schon 2015 so, als sich beim gefeierten Pariser Klimaabkommen 192 Staaten darauf einigten, die Klimaerwärmung möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen.
Teller und Rand ist der neue ndPodcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.
2021 ist klar, dass die G 20-Staaten seit 2015 weit hinter ihren Selbstverpflichtungen liegen und damit die Hauptverantwortung dafür tragen, dass derzeit ein globaler Temperaturanstieg um 2,7 Grad bis zum Ende dieses Jahrhunderts absehbar ist, wie vor wenigen Tagen ein Experten-Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (Unep) offenbarte.
Die Aussage des UN-Generalsekretärs António Guterres richtet sich zwar pro forma an alle 192 Staaten der Pariser Erklärung, de facto aber vor allem an die G 20: »Wir wissen, dass die Unterzeichner des Pariser Abkommens bisher völlig versagt haben.« In Rom wurde die nächste Nebelkerze geworfen, um das Versagen zu verdecken.
»Ihre Lösungen sind das Problem«, monierten Klimaaktivisten und sie haben recht. Der Unep-Bericht hat belegt, dass beim Wiederaufbau nach dem Schock der Corona-Pandemie nur etwa 20 Prozent der Investitionen in eine grüne Wirtschaft fließen. Die G 20 sind weiter der größte Teil des Problems und nicht der Lösung.
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!