- Politik
- Coronakrise
Es mangelt an Impf-Angeboten
Nicht nur in Nordrhein-Westfalen fehlt es an Möglichkeiten, sich gegen Corona impfen zu lassen
Montagvormittag in Wuppertal: Am Hauptbahnhof stehen etwa 100 Menschen in der Schlange und hoffen, sich hier impfen lassen zu können. Serkan, einer der Wartenden, hat Urlaub genommen, weil er sein neues Auto anmelden will. Die Impfung will er eben davor erledigen. Es wäre seine erste. Warum er sich erst jetzt darum bemüht? Einerseits glaubt er nicht, dass Corona ihm wirklich gefährlich werden kann. Außerdem habe es für ihn bislang keine gute Möglichkeit gegeben, sagt er. Extra für einen Impftermin frei nehmen wollte er nicht. Er findet das Angebot gut, sich jetzt ohne Termin impfen lassen zu können. Dafür zum Arzt gehen? Nicht sein Ding. Mit zwölf, 13 sei er zuletzt beim Kinderarzt gewesen. In der Schlange am Hauptbahnhof geht es relativ schnell voran. Serkan wird wahrscheinlich vor seinem Termin beim Straßenverkehrsamt geimpft sein. In Wuppertal wird regelmäßig bis 20 Uhr geimpft, freitags sogar bis 22 Uhr.
In anderen Städten funktionieren die dezentralen Angebote schlechter. In Dortmund etwa kann man sich in der Innenstadt täglich impfen lassen. Mehrere Stellen stehen dafür zur Verfügung. In den Randbezirken aber sieht es schlechter aus. In dieser Woche gibt es drei Impfangebote in Stadtteilen in Dortmunder Norden. Im ganzen Monat erhöht sich das Angebot zwar, allerdings gehen viele Stadtteile in der Ruhrgebietsmetropole leer aus. Das ist ein Problem, weil Hausärzte zunehmend nur noch ihre Stammpatienten impfen. Wer neu kommt, muss warten.
Im ländlichen Raum sieht es noch schlechter aus, etwa im Märkischen Kreis. Wer dort in der Kreisstadt Lüdenscheid lebt, hatte seit dem 18. November bis zum Monatsende keine Impfmöglichkeit durch den Kreis angeboten bekommen. Der Impfbus kommt nur selten, beim letzten Mal mussten Impfwillige stundenlang Schlange stehen. Wer sich in einem anderen Ort des Kreises impfen lassen möchte, hat auch nur wenige Möglichkeiten, die meist sogar nur vormittags bestehen. Wer auf Bus oder Bahn angewiesen ist, für den ist schnell eine Tagesreise nötig, um zu einer Impfung zu kommen.
Städte und Kreise in NRW geben an, sie täten ihr Möglichstes. Christa, die in der Wuppertaler Schlange einige Meter hinter Serkan steht, findet das Angebot in ihrer Stadt grundsätzlich gut. Sie will sich in ihrer Mittagspause die Auffrischimpfung holen. Das kann klappen. Worüber sie sich ärgert: Ihre Mutter hat noch kein Angebot zum »Boostern« bekommen. Ihr Hausarzt habe keine Lust mehr zu impfen, es koste ihn wohl zu viel Zeit. Für ihre Mutter sei es aber keine Option, zwei oder drei Stunden Schlange zu stehen. Dafür sei das Wetter zu schlecht und der Andrang zu groß.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.