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Unorthodoxe Linke
Die Zahnmedizinerin María Elisa Quinteros übernimmt den Vorsitz des Verfassungskonvents in Chile
Aller guten Dinge sind neun. Das gilt zumindest für die Wahl um den Vorsitz der Verfassunggebenden Versammlung in Chile. Im neunten Wahlgang trat zum ersten Mal die parteilose Zahnmedizinerin María Elisa Quinteros aus dem linken Lager an, da sich die diversen linken Parteien zuvor nicht auf eine gemeinsame Kandidatin oder einen Kandidaten aus ihren Reihen verständigen konnten, sodass das Quorum von 78 der 155 Sitze regelmäßig verfehlt wurde. Quinteros schaffte exakt 78 Stimmen.
Der mühselige Wahlprozess zeigt, dass der Verfassungskonvent trotz einer klaren Zweidrittelmehrheit des Mitte-links-Lagers durchaus uneins ist. In den kommenden sechs Monaten geht der Konvent in die entscheidende Phase: Solange bleibt Zeit, um sich auf eine neue Verfassung zu einigen, die an die Stelle jener von 1980 treten soll, mit der in der Pinochetdiktatur (1973-90) der Neoliberalismus festgeschrieben wurde.
Die 40-jährige Quinteros folgt turnusmäßig auf die Mapuche Elisa Loncón, die vor sechs Monaten noch 98 Stimmen hinter sich versammeln konnte. Mit ihren ersten Worten als gewählte Präsidentin sprach sie sicher einer Mehrheit der Chilen*innen aus dem Herzen. »Ich danke Ihnen aus tiefstem Herzen. Wir hoffen, dass wir diesen Prozess mit Weisheit, Verständnis und Stärke leiten können, damit wir alle Sektoren für das vereinen können, was wir für das Land und seine Menschen brauchen, nämlich Einheit, Transformation, Frieden und Gerechtigkeit.«
Quinteros wurde in der Stadt Talca im Süden Chiles geboren. An der Universität Talca, wo sie derzeit als Forscherin arbeitet, hatte sie ihren ersten Abschluss in Zahnmedizin gemacht, um dann in der Hauptstadt Santiago an der Universität von Chile zu promovieren. Politisch in die erste Reihe begab sie sich als Unabhängige seit den Protesten 2019 und wurde 2021 auf einer Liste ihrer Heimatregion in den Konvent gewählt.
Der im März antretende linke Präsident Gabriel Boric gratulierte via Twitter: »Es gibt Zeiten, in denen aus schwierigen Situationen gute und hoffnungsvolle Nachrichten hervorgehen, und ich glaube, das ist der Fall. Verlassen Sie sich darauf, dass ich als Präsident zu 100 Prozent mit dem Konvent zusammenarbeiten werde.« Es ist angerichtet für ein neues Chile. Martin Ling
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