Ein Mann von gestern

Diogo Pacheco de Amorim wurde von Portugals rechtsextremer Chega als Parlaments-Vizepräsident vorgeschlagen

Diogo Pacheco de Amorim
Diogo Pacheco de Amorim

Er ist ein Fuchs im Hühnerstall, und weil er ganz sicher durchfallen wird, steht bereits ein Ersatzkandidat bereit: Für den ihr nach der Verfassung zustehenden Posten eines Vizepräsidenten der 15. Legislatur seit der Rückkehr Portugals zur Demokratie 1974 hat die Partei Chega ihren Chefideologen Diogo Pacheco de Amorim vorgeschlagen.

Mit 12 Abgeordneten sind die Rechtsextremen bei der vorgezogenen Neuwahl Ende Januar in der 230 Sitze zählenden Assembleia da República auf den dritten Platz vorgerückt. Die Konstituierung des neuen Parlaments, in dem die regierenden Sozialisten eine absolute Mehrheit haben, verschiebt sich wegen Fehlern bei der Stimmabgabe der im europäischen Ausland lebenden Portugiesen auf Ende März. Bis dahin werden sich Chega und ihr aussichtsloser Bewerber weiter eifrig als Systemopfer inszenieren.

Amorim, geboren 1949, diente in den vergangenen Jahren und bevor er sich an der Gründung von Chega beteiligte, führenden rechtskonservativen Politikern der CDS-PP als Mitarbeiter - und davor Bombenlegern und Mördern. 1975 hatte sich Amorim, nach einem Studium der Philosophie in Coimbra, der Demokratischen Bewegung zur Befreiung Portugals (MDLP) angeschlossen, die mit Terroranschlägen das Rad der Geschichte zurückdrehen wollte. Dabei will er sich auf geistige Brandsätze beschränkt haben. Die MDLP war ein Werkzeug von General António de Spínola, dem stockreaktionären Übergangspräsidenten nach der Nelkenrevolution, der gegen die Unabhängigkeit der Kolonien konspirierte und am 11. März 1975 einen Putsch versuchte, ohne zuvor mit dem US-Botschafter Kaffee getrunken zu haben.

Als das Spiel aus war, floh Amorim wie sein Anführer vor der revolutionären Gerechtigkeit außer Landes. Eine Zeitlang lebte er in Madrid, versuchte sich dann bei Kleinstparteien am rechten Rand. Amorim erwärmte sich für den französischen Front National, als der unter Holocaust-Leugner Jean-Marie Le Pen noch härter drauf war. Der Ideologe neben Chega-Führer André Ventura beklagt gern die moralische Unreinheit der neuen Zeit, den Verfall der »jüdisch-christlichen und zivilisatorischen Werte«. Ursprünglich weiß und »von kaukasischer Rasse«, wie er jüngst behauptete, gibt er die Portugiesen aber noch nicht ganz verloren.

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