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Lasst uns in Frieden (20): Fortschrittsmaschine Krieg
Der linksradikale Theoretiker und Aktivist Detlef Hartmann denkt in seinen Analysen Krieg und Kapitalismus als eine Einheit
»Der Krieg war ein Medium, ein Instrument des kapitalistischen Fortschritts, oder besser des Fortschritts seiner Innovations-, Zerstörungs- und Bemächtigungsoffensive und nicht etwa eine bloße Gelegenheit dazu. Er war zugleich ein Instrument der Zurichtung der gesamten Gesellschaft, ausgerichtet auf die Anforderungen kapitalistischer Inwertsetzung. Krieg war die ›Apotheose‹ des kapitalistischen Progressismus und das ›Kriegsfieber‹ die Inbrunst seiner blutigen Gewalt«, schreibt Detlef Hartmann im zweiten Band seines Opus »Krisen, Kämpfe, Kriege«, der 2019 unter dem Titel »Innovative Barbarei gegen soziale Revolution – Kapitalismus und Massengewalt im 20. Jahrhundert« im Verlag Assoziation A erschienen ist.
Auch wenn der streitbare linksradikale, unorthodoxe Theoretiker und langjährige politische Aktivist Detlef Hartmann, ehemaliger Autor der Zeitschrift »Autonomie«, hier über den Zweiten Weltkrieg schreibt, besitzt diese Analyse von Krieg definitiv auch darüber hinausgehend eine bestimmte Gültigkeit. Der mittlerweile 80-jährige Hartmann versteht Krieg, Massengewalt, kapitalistische Inwertsetzungsoffensiven und die dazugehörigen technologischen Neuerungen von Fordismus und Taylorismus im 20. Jahrhundert als eng miteinander verzahnte Phänomene, die jenseits ideologischer Blöcke gleichermaßen wirkmächtig waren.
Die stellenweise unter die Haut gehenden 700 Seiten dieses gerade in diesen Tagen und Wochen wieder lesenswerten Buches geben einen detaillierten Überblick über das Zwischenkriegsgeschehen im 20. Jahrhundert, darüber, wie Krisen das politische Geschehen prägten, wie nationalistische Standortkollektive eingeschworen und zumeist rassistische Feindbilder medial inszeniert und fleißig gepflegt wurden, aber auch welche Kämpfe es von unten gegen die Logik von Kapitalismus, Krieg und Massengewalt gab.
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