- Wissen
- ndPodcast
Kann man Wolken impfen?
DR. SCHMIDT ERKLÄRT DIE WELT: Kann man sich den Regen selber machen?
Ich habe in der »Zeit« gelesen, dass man in Abu Dhabi versucht, die Wolken zu »impfen«: Man fliegt mit Propellermaschinen in die Wolken und wirft Salz ab - in der Hoffnung, dass es dann regnet. Ist das Magie - oder ist das Wissenschaft?
Das ist durchaus Wissenschaft. Wobei »abwerfen« nicht ganz das treffende Wort sein dürfte. Da werden Salzlösungen versprüht. Das Verfahren an sich ist nicht neu. Schon in den 80er Jahren hieß es, dass in Moskau vor der Siegesparade im Mai die Wolken in der Umgebung zum Abregnen gebracht wurden, damit über dem Roten Platz strahlender Sonnenschein ist. Die wissenschaftliche Idee dahinter ist: Du hast in der Luft Wasserdampf, der weiter oben, wo es kälter ist, kondensiert. Er kondensiert leichter, wenn er sogenannte Kondensationskeime hat. Entweder kleine Eiskristalle, die schon da sind, oder Stäubchen, die man reinsprüht.
Stäubchen?
Genau genommen sind das auch winzige Kristalle, nur eben Salzkristalle. Und mit denen werden beim Versprühen der Salzlösung die Wolken »geimpft«, um sie zum Abregnen zu bringen. Das wird übrigens auch bei uns praktiziert - im Südwesten versucht man bei Hagelgefahr auf diese Weise, die Wolken abregnen zu lassen, bevor sich große Hagelkörner bilden können. Damit die Sommergewitter nicht die Ernte ruinieren.
Funktioniert das?
Das genau ist die Frage. Denn um das objektiv zu überprüfen, müsste man dasselbe Wetter an derselben Stelle einmal mit Sprühen haben und einmal ohne. Da sich das Wetter aber nun nicht einfach so 1:1 wiederholt, ist ein Vergleichstest nicht zu machen.
Nachweisbar ist der Wassermangel in Abu Dhabi. Da gibt es im ganzen Jahr nur knapp zehn Regentage.
Das ist der Punkt. Bevor das Öl kam und die Leute Geld hatten, ohne Ende Wasser aus dem Boden zu pumpen, war das Wüste in einem armen Land. Inzwischen haben die einen Wasserverbrauch, der durchaus europäische Standards trifft, ohne die nötigen Wasservorräte. Für die gigantischen Hotelburgen mit Touristen, die dort Korallenriffs betauchen oder günstig Goldschmuck kaufen wollen - oder was auch immer der tiefere Zweck dieser touristischen Reisen sein mag -, sind sie schon jetzt gezwungen, in großem Maßstab Meerwasser zu entsalzen, um den Wasserbedarf zu decken. Das ist energetisch nicht besonders günstig.
Gibt es keine Alternative?
Solartechnik wäre eine Option. Die Sonne scheint reichlich und Meerwasser ist auch da. Aber ob sie schnell genug damit sind, die Technik umzustellen, ehe das verkaufte Öl und Gas die Klimaveränderung noch mehr anheizt, weiß ich nicht.
Also sollte man eigentlich jetzt noch da hinfliegen, um sich das anzusehen, bevor alles austrocknet.
Wenn man scharf ist auf Retortenstädte wie Abu Dhabi oder Dubai ...
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.