Verrückte Exzesse

Gérard Depardieu ist nicht mehr gut Freund mit Wladimir Putin

Gérard Depardieu, 73, ist der bekannteste Filmschauspieler Frankreichs. Seit 2013 hat er die russische Staatsbürgerschaft, als Steuerflüchtling. Damals fürchtete er in Frankreich einen neuen Spitzensteuersatz von 75 Prozent, der dann doch nicht kam. Egal, er war beleidigt. Erst wollte er Belgier werden, doch dann stellte ihm Wladimir Putin persönlich einen neuen Pass aus. Seitdem hat ihn Depardieu oft als seinen Freund gerühmt und die »russische Freiheit« gelobt, was so bizarr wirkte wie Depardieus gesamtes Wirken in den letzten 20 Jahren.

Doch der Ukraine-Krieg hat diese Liebe zu Land und Leader eingetrübt. Anfang März forderte Depardieu einen Waffenstillstand, denn er sei »gegen diesen Bruderkrieg«. Am vergangenen Donnerstag warf er Putin »verrückte und inakzeptable Exzesse« vor, betonte aber, dass die russische Bevölkerung für das Verhalten ihres Präsidenten »nicht verantwortlich« sei. Depardieu ist zur Zeit in Paris, um ein paar Konzerte zu geben. Ja, das macht er auch noch. Die Einnahmen will er »den ukrainischen Opfern« spenden.

Depardieu ist immer noch einer der besten Schauspieler, auch wenn er so fertig wirkt. Früher galt er als sensibel, wild und zärtlich, der Kriminalität entstiegen. Als er 1999 Obelix spielte, wurde er endgültig zu einem französischen Heiligtum. Danach ging es bergab. Irgendwann sah er selbst aus wie Obelix und fiel verschiedentlich aus der Rolle.

Betrunken, bescheuert und belächelt. Und gewalttätig: Gegen ihn läuft eine Klage wegen Vergewaltigung. »Ich liebe das Leben und das Leben liebt mich«, das ist einer seiner dumpfen Sprüche. Doch liebt Putin ihn noch? Am Freitag meinte Kremlsprecher Dmitri Peskow: »Höchstwahrscheinlich versteht Depardieu nicht vollständig, was los ist.« Man sei aber bereit, »ihm alles zu erzählen und aufzuklären«. Ist das eine Drohung oder wird er nicht mehr ernstgenommen? Von alten Plänen Depardieus, Stalin oder Breschnew zu spielen, hat man schon länger nichts mehr gehört.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -