Invasoren belagern Stahlwerk in Mariupol

Russische Truppen nehmen Hafenstadt am Asowschen Meer ein. Ukraine erhält auch schwere Waffen

Die kurz nach Beginn des russischen Einmarschs in die Ukraine am 24. Februar eingekreiste südostukrainische Hafenstadt Mariupol ist vollständig besetzt. Das teilte Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Donnerstag bei einem Auftritt mit Präsident Wladimir Putin in Moskau mit. Weiter nicht in russischer Hand befindet sich das Stahlwerk Azovstal bei Mariupol, in dem ukrainische Soldaten, Verwundete und Zivilisten in dramatischer Lage ausharren. Dieses soll nun nicht mehr gestürmt, sondern hermetisch abgeriegelt werden. Der Befehl zum Sturm werde zurückgenommen, erklärte Putin. »Blockiert diese Industriezone so, dass nicht einmal eine Fliege rauskommt«, lautet die neue Order. Die ukrainischen Kämpfer sollten die Waffen niederlegen, dann würden sie mit dem Leben davonkommen. Die ukrainische Regierung forderte von Russland für das Stahlwerk nahe der Stadt die Einrichtung eines humanitären Korridors.

Putin sprach von einem Erfolg und einer »Befreiung Mariupols«, das bei den Kämpfen schwer zerstört wurde. Wie jetzt bekannt wurde, ist unter den zahllosen Opfern dieser »Befreiung« auch die Holocaust-Überlebende Vanda Semyonovna Obiedkova, die bereits am 4. April im Alter von 91 Jahren in einem Keller ohne Wasser, Strom und Heizung verstarb, in dem sie wegen der Bombardements mehrere Wochen zugebracht hatte. Nach der Besetzung von Mariupol im Oktober 1941 durch die Wehrmacht hatte sich die damals 10-jährige schon einmal in einem Keller verbergen müssen, damals, um der Judenverfolgung zu entgehen.

Russische Truppen stoßen im Osten der Ukraine derweil weiter vor, nach Angaben des Sekretärs des ukrainischen Sicherheitsrats, Olexij Danilow, gibt es Angriffe in den Gebieten Donezk, Luhansk und Charkiw. Es handele sich aber wahrscheinlich noch nicht um die eigentliche Offensive auf das große Steinkohle- und Industriegebiet Donbass, sondern um »Probeangriffe«. Der Großteil von Luhansk ist nach ukrainischen Angaben bereits unter russischer Kontrolle.

Von Deutschland fordert die Ukraine Waffen wie Luftabwehrsysteme, Kampf- und Schützenpanzer sowie schwere Artillerie, um der erwarteten russischen Offensive standhalten zu können. Die Bundesregierung bereitet nun einen Ringtausch für die Lieferung schwerer Waffen vor. Der Nato-Partner Slowenien soll Kampfpanzer an die Ukraine abgeben und dafür Militärgerät aus Deutschland erhalten. Mit Agenturen

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