Ein Turm als Symbol für Reichtum

Der Protest gegen den Amazon-Tower nimmt wieder Fahrt auf

  • Peter Nowak
  • Lesedauer: 2 Min.

»Berlin für Alle statt Turm für Wenige«: So steht es am Mittwochabend vor dem S-Bahnhof Warschauer Straße auf einem Transparent. Direkt gegenüber wächst der Edge-Tower in die Höhe, der nach der Fertigstellung 35 Etagen umfassen soll.

28 Stockwerke soll das Unternehmen Amazon davon beziehen. Damit sind viele Berliner*innen unzufrieden, auch die Organisator*innen der Kundgebung an diesem Mittwoch von der Initiative »NoTower4Bezos«. 50 Menschen sind hier gegen 18 Uhr vor Ort.

Immer wieder bleiben Passant*innen auf dem Weg zur S- und U-Bahn stehen, hören sich die Redebeiträge an und applaudieren. Auch die Flugblätter, auf denen nicht nur über den Amazon-Tower, sondern auch über andere Gentrifizierungsprojekte informiert wird, finden viel Interesse. Redner*innen aus unterschiedlichen Initiativen stellen ihre Kämpfe in ihren Kiezen vor.

So berichtet ein Vertreter der Stadtteilinitiative »Wem gehört der Laskerkiez?«, wie der von der Kölner Immobilienfirma Pandion geplante Ostkreuz-Campus in den letzten Monaten den Widerstandsgeist im Stadtteil regelrecht anstachelt. Ein Mitglied der Initiative »Wir bleiben alle Friedrichshain« schildert, dass sie ein Luxusneubauprojekt im Friedrichshainer Nordkiez zwar nicht verhindern konnten, sich aber nicht aufgelöst haben, sondern nun andere Initiativen im Stadtteil unterstützen.

»Von uns wird in einen solchen Hochhaus niemand wohnen«, ruft eine Frau vom Bündnis Mietenwahnsinn, in dem sich zahlreiche Berliner Initiativen vernetzt haben. Sie sieht im Amazon-Tower das negative Symbol einer Stadt der Reichen, die die große Mehrheit der Bevölkerung ausschließt.

Auch die Solidarität mit den Amazon-Beschäftigten ist ein Thema der Kundgebung. So wird daran erinnert, dass diese in Deutschland seit Jahren für einen Tarifvertrag kämpfen und dabei von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi unterstützt werden. In den USA war es zuletzt in einem Amazon-Warenlager im Bundesstaat New York vor wenigen Wochen gelungen, die erste Gewerkschaft des Konzerns zu gründen. Außerdem konnte die Ansiedlung eines neuen Amazon-Standortes im Stadtteil Brooklyn in New York mit Protesten verhindert werden.

In Berlin wandte sich bereits 2019 ein größeres linkes Bündnis gegen den Amazon-Tower, noch bevor mit dem Bau begonnen wurde. Eine Demonstration mit knapp 500 Teilnehmer*innen im Februar 2020 sollte der Protestauftakt sein. Danach hat die Corona-Pandemie weitere Aktivitäten verhindert.

Die kürzlich von jungen Leuten gegründete Initiative »NoTower4Bezos« plant nun weitere Aktionen. So ist am 1. Mai im Rahmen der Fahrrad-Sternfahrt in den Grunewald auch ein Zwischenstopp am Turm geplant.

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