- Wissen
- ndPodcast
Achtung, Sonnenwinde
Dr. Schmidt erklärt die Welt: Wozu ein Zentrum für Weltraumsicherheit?
In Darmstadt wurde ein »Zentrum für Weltraumsicherheit« eingeweiht. Es soll insbesondere Sonnenwinde abwehren. Von denen habe ich noch nie etwas gehört, aber du doch bestimmt, oder?
Also, abgewehrt, das wäre wahrscheinlich ein bisschen viel verlangt. Dazu bräuchte man schon die Technologie aus »Star Trek«. Daraus wird wohl in diesem Leben nichts mehr.
Und was sind Sonnenwinde?
Ein freundliches Wort für ein unfreundliches Phänomen. Es geht dabei nicht um Wind, denn im Weltall gibt es keine Luft für Wind. Stattdessen geht es um Strahlung, um elektromagnetische Wellen, die bei Explosionen von Gasen in der Atmosphäre der Sonne entstehen, die komischerweise viel heißer ist als die Sonne selbst. Bei solchen Ausbrüchen, auch Flairs genannt, fliegen hochenergetische Teilchen bis zur Erde und noch weiter und beeinflussen das Erdmagnetfeld. Dabei kommt es zu elektrischer Induktion auch auf der Erde. Die kann durchaus auch Stromleitungen lahmlegen.
Kann man die Flairs sehen?
Ja, bei einer Sonnenfinsternis, dann sieht man am Rand des Mondschattens so helle Fahnen, die da rausragen, als Lichtblitze. Das sind solche Ausbrüche. Der erste wurde 1859 von einem englischen Astronomen namens Carrington mit dem Teleskop beobachtet, angeblich einer der zehn intensivsten je gemessenen. Die Häufigkeit solcher Ausbrüche ändert sich. Bekannt ist der Elf-Jahres-Zyklus der Sonnenaktivität.
Warum ist die Atmosphäre der Sonne heißer als die Sonne selbst?
Das versuchen die Astrophysiker noch herauszubekommen. Aber vermutlich würden sich aus der Antwort auf diese Frage gleich wieder neue Fragen ergeben. Meistens führen ja beantwortete Fragen in der Wissenschaft nur dazu, dass man neue Fragen hat.
Die Gefahr von Stromausfall besteht tatsächlich?
Bei uns weniger. Eher in polnahen Gebieten wie Kanada. Aber dazu kommt, dass der Sonnenwind - das erklärt dann auch den Begriff Wind - das Erdmagnetfeld ein bisschen eindellt. Es rückt näher an die Erde ran und damit laufen auch diese hochenergetischen Teilchenströme näher an der Erde. Das kann die Elektronik von Satelliten beschädigen.
Und darüber wacht so ein Zentrum für Weltraumsicherheit?
Das kümmert sich auch noch um andere bedrohliche Sachen, nämlich unseren eigenen Dreck, den wir da oben angesammelt haben durch Trümmer von Satelliten und ähnlichem Kram. Davon müsste mittelfristig mal etwas einsammelt werden. Das kostet halt viel Geld. Und deshalb will irgendwie keiner so recht.
Man bräuchte einen Weltraum-Subbotnik?
Das wäre nicht schlecht. Aber dazu müsste sich eine größere Zahl von Beteiligten zusammengefunden haben. Momentan sieht es ja mit dem Zusammenfinden im Weltraum eher mies aus.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.