- Gesund leben
- Pflanzenheilkunde
Über den Roten Klee gelobt
Diverse Schmetterlingsblütler enthalten östrogenähnlich wirkende Pflanzenstoffe
Bei typischen Frauenbeschwerden zu Beginn der Wechseljahre werden wieder recht oft weibliche Sexualhormone verordnet. Dabei haben die sogenannten naturidentischen Hormone einen besseren Ruf, rehabilitiert sind weibliche Hormone als Medikament jedoch nicht. Durch sie erhöht sich das Risiko für Thrombosen, besonders bei Frauen, deren Blutgefäße bereits vorgeschädigt sind. Viele Frauen suchen daher nach pflanzlichen Mitteln, um Symptome wie Hitzewallungen, Reizbarkeit, Schlafstörungen, Wassereinlagerungen oder Herz-Kreislauf-Probleme zu lindern.
Einige Vertreter der Pflanzenfamilie der Schmetterlingsblütler, zu der (dreiblättriger) Rotklee, Sojabohne, Steinklee oder Bockshornklee gehören, warten mit vielversprechenden Inhaltsstoffen auf. Die verschiedenen Schmetterlingsblütler, auch als Hülsenfrüchte bekannt, spielen weltweit eine große Rolle als Proteinlieferanten für die menschliche Ernährung sowie als Futtermittel in der Tierhaltung.
Dabei wurden die Menschen auch auf die pharmakologische Wirkung einiger Vertreter dieser Pflanzenfamilie aufmerksam. Inhaltsstoffe, die an die Rezeptoren weiblicher Hormone andocken, wurden vor allem bei den Blättern und Blüten von Rotklee und in der Sojabohne entdeckt. Während die Verwertung dieser Phytoöstrogene der Sojabohne an deren Proteinanteil gekoppelt ist, sind die hormonähnlichen Stoffe des Rotklees an Zuckerbausteine gebunden. Der süße Geschmack frischer Rotkleeblüten führte, nebenbei erwähnt, zum Trivialnamen Honigklee.
Wegen möglicher Allergien gegen Soja, aber auch wegen des negativen Einflusses auf die Jodaufnahme der Schilddrüse sind Phytoöstrogene aus der Sojabohne nicht für alle Frauen geeignet. Aber kann wenigstens in Sachen Rotklee, botanisch Trifolium pratense L., uneingeschränkt zugeraten werden? Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt die »Anwendung von Rotklee nur für einen kurzen Zeitraum von drei Monaten«, weil in einer wissenschaftlichen Studie während der Einnahme von Rotklee-Kapseln statistisch gehäuft Fälle von Brustkrebs auftraten. Einerseits ist das Risiko für Brustkrebs bei Frauen in den Wechseljahren allgemein etwas erhöht, andererseits können Östrogene sowie östrogenähnlich wirkende Pflanzenstoffe, auch aus Bier oder Wein, das Wachstum von östrogensensitiven Tumoren beschleunigen.
In präklinischen Studien wurde beobachtet, dass bestimmte Isoflavone aus Rotklee-Extrakt die Produktion von Östrogenrezeptor-positiven Brustkrebszellen stimulieren. Das Isoflavon Biochinin aus Rotkleeblüten hemmte jedoch ein Enzym, das im Krebsgeschehen eine Rolle spielt. Weitere Studien sind erforderlich, bevor ein echtes Fazit zum Rotklee gezogen werden kann.
Bevor pflanzliche Mittel zum Einsatz kommen, ist es wichtig zu bestimmen, in welcher Phase der Wechseljahre eine Frau sich gerade befindet. Die ersten hormonellen Verschiebungen beginnen meist nach dem 40. Lebensjahr. Zunächst sinkt der Progesteronspiegel im Blut ab, während die Konzentration von Östrogen weiterhin hoch bleibt. Bei etlichen Frauen herrscht zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr eine Östrogendominanz vor, die manchmal die Schilddrüsenhormone bei ihren Aufgaben hemmt sowie zu einer Gewichtszunahme und zu Wassereinlagerungen (Ödemen) besonders in den Beinen führen kann. In dieser Lebensphase kann der Steinklee dabei helfen, den Lymphfluss in Gang zu halten und Venenbeschwerden vorzubeugen.
Steinklee mit der botanischen Bezeichnung Melilotus officinalis L. wächst aufrecht und, verglichen mit Rotklee, sogar etwas höher. Die Pflanze bildet gelbe, in Trauben hängende Blüten und kommt an trockenen, steinigen Wegrändern oder auf landwirtschaftlich nicht genutzten Brachflächen vor. Steinklee ist in Europa und Asien weitverbreitet. Unter seinen Inhaltsstoffen in Kraut und Blüte sind Flavonoide, Salicylsäure, Cumarine und Triterpensaponine hervorzuheben. Der Gesamtextrakt hilft besonders, wenn Ödeme infolge von brüchig gewordenen haardünnen Blutgefäßen entstehen. Das Cumarin aus Steinklee fördert die Tätigkeit sogenannter Fresszellen, die Eiweiße in den Ödemen rascher abzubauen. Salicylsäure führt zu einer milden Verdünnung des Blutes. Die Flavonoide wirken einer Gefäßdurchlässigkeit entgegen.
Bei Verletzungen wie Prellungen und Blutergüssen kann Steinklee entzündungshemmend wirken und die Wundheilung verbessern. Die Anwendung bei Hämorrhoiden ist in der Naturheilkunde lange bekannt.
Auch in späteren Lebensphasen erweist sich ein Tee von Steinklee als wohltuend. Gängige Mischungen mit Ringelblume, Thymian und Walnussblättern verstärken und harmonisieren seine Wirkung. Für Venenleiden ist die Kombination mit Mäusedorn und Mädesüß erhältlich.
Der Zeitpunkt für die Anwendung der rötlichen Kleeblüten liegt vor allem innerhalb des Jahres nach dem völligen Ausbleiben der Regelblutung. Dann fällt der Östrogenspiegel sehr stark ab, was sich oft in Hitzewallungen, verbunden mit Bluthochdruckspitzen oder Schlafstörungen, bemerkbar macht. Handelt es sich um leichte Beschwerden, können Frauen es mit Rotklee-Kapseln oder Schlaf- und Nerventees mit Rotkleeblüten versuchen. Hier reagiert jede unterschiedlich auf die sanften Helfer.
Rotklee festigt auch die dünner werdende Haut und schützt so vor Sonnenstrahlung. Er könnte außerdem nach dem Ausschleichen einer Hormonersatztherapie übergangsweise für drei Monate zum Einsatz kommen. In geringen Mengen wie in Tee oder als Zutat in Kräuterbutter oder Salaten kann er auch über längere Zeiträume keinen Schaden anrichten. Der leicht süße Geschmack der Blüten des Wiesenklees, wie er auch genannt wird, ist eine Leckerei für Jung und Alt.
Darüber hinaus enthält Rotklee wertvolle Inhaltsstoffe für die Ernährung, wie die Vitamine B1 und C sowie das Spurenelement Chrom, das unentbehrlich für die Verarbeitung von Zucker im Organismus ist. Gerade der Zuckerstoffwechsel ist bei Frauen in den Wechseljahren verlangsamt, sodass sie schnell ins Blut gehende Kohlenhydrate insgesamt reduzieren müssen.
In diesem Zeitraum des starken Hormonabfalls kommt es außerdem verstärkt zu trockenen Schleimhäuten in der Nase, den Augen und in der Vagina. Hier kann der Bockshornklee (Trigonella foenum-graecum L.) mit seinen Schleimstoffen Linderung verschaffen. Oft aber sind zusätzlich befeuchtende Augentropfen, Nasenöl oder spezielle Feuchtigkeitsgele notwendig.
Die Samen von Bockshornklee sind fein vermahlen in typisch indischen Curry-Gewürzmischungen enthalten. Um eine therapeutische Wirkung zu erzielen, reicht das Gewürz jedoch nicht aus. Es ist daher möglich, die Samen wie einen Tee mit heißem Wasser aufzugießen, abzukühlen und lauwarm zu trinken. Der intensive, würzig-bittere Geschmack ist gewöhnungsbedürftig, aber einen Versuch wert. Täglich über sechs Wochen getrunken, setzt er dem schmerzhaften Brennen der Schleimhäute innerlich etwas entgegen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.