Nur ja heißt ja

Ulrike Wagener über eine neue Strafrechtsreform in Spanien

  • Ulrike Wagener
  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist eine wegweisende Gesetzesreform: Das spanische Recht erkennt nun an, dass eine sexuelle Handlung ohne die Einwilligung einer beteiligten Person eine Vergewaltigung ist. In der Vergangenheit hatte der Fall einer 14-Jährigen in Katalonien für Empörung gesorgt, die im bewusstlosen Zustand von mehreren Männern vergewaltigt worden war. Diese waren aber nicht für Vergewaltigung verurteilt worden, sondern für sexuellen Missbrauch. Die Begründung lautete, dass die Täter keine Gewalt angewendet hätten. Doch eine bewusstlose Person ist nicht in der Lage, einer sexuellen Handlung zuzustimmen. Und das sollte entscheidend sein: Sex ohne Einwilligung ist kein Sex, sondern Vergewaltigung. Die Haftstrafen fielen geringer aus.

Indem das spanische Gesetz eine ausdrückliche Zustimmung fordert, geht es über die deutsche Rechtslage hinaus. Hier gilt es als Vergewaltigung, wenn eine sexuelle Handlung »gegen den erkennbaren Willen einer anderen Person« ausgeführt wurde. Gegner*innen des Gesetzesentwurfs sehen in der spanischen Variante die Unschuldsvermutung gefährdet. Doch bisher wird ein Großteil sexueller Übergriffe nicht angezeigt. Und bei jenen, die angezeigt werden, kommt es nur selten zu Verurteilungen. Oft steht Aussage gegen Aussage und es gibt keine Beweise. Daran wird auch dieses Gesetz nichts ändern.

Doch es könnte zu einem gesamtgesellschaftlichen Umdenken beitragen. Und eine andere sexuelle Kultur entstehen lassen, die eben nicht davon ausgeht, dass alles geht, solange eine andere Person nicht schreit. Das ist eine Vergewaltigungskultur, die sexuelle Grenzübertritte fördert. Damit ist nicht gemeint, dass man vor dem Sex erst einen Vertrag unterschreiben muss. Sondern mehr Kommunikation, die einen Konsens sicherstellt – unter Umständen auch nonverbal. Feministische Gruppen fordern es schon lange: Nur ja heißt ja.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.