Kein Angebot der Arbeitgeber

Seit einem Monat streiken die Beschäftigten der Unikliniken in NRW – ein Ende ist nicht in Sicht

Gabriele Schmidt macht kein Geheimnis daraus, dass sie verärgert ist. Mit Beschäftigten der Unikliniken sitzt sie am Mittwochmittag im Streikzelt vor der Kölner Uniklinik. Am 1. Mai ist das Ultimatum des Klinikpersonals ausgelaufen. Ihre Forderungen sind eigentlich relativ simpel: Sie wollen Entlastung. Konkret heißt das: ein besserer Personalschlüssel und verbindliche Freizeitlösungen. Aus der nordrhein-westfälischen Landespolitik hörten die Gewerkschaft und die Klinikmitarbeiter*innen viel Positives. Die CDU sagte zu, die Forderungen zu erfüllen, die Grünen ebenso. SPD und Linken verstanden sich sogar als Vorkämpfer*innen der Beschäftigten im Gesundheitswesen. Das war so vor dem 15. Mai, als in Nordrhein-Westfalen gewählt wurde. Mittlerweile deutet alles auf eine schwarz-grüne Landesregierung hin, für die Mitarbeiter*innen der Unikliniken hat das noch nicht zu Verbesserungen geführt.

Verdi Landesbezirksleiterin Schmidt sagt im Kölner Streikzelt offen, wie es ist. Es habe vier Verhandlungstermine gegeben, dabei hätten die Klinikleitungen die Forderungen der Gewerkschaft angehört, aber nicht reagiert. Das sei »enttäuschend«: »Nach einem Monat Streik sind die Arbeitgeber der Unikliniken immer noch weit davon entfernt, Verhandlungen zu führen, die die Streiks der Klinikbeschäftigten schnell beenden«, bedauert Gabriele Schmidt. Die Verdi-Landesbezirksleiterin spricht von »Verhandlungsspielchen« der Arbeitgeber*innen. Nur in einer Sache sei man sich bisher einig: CDU und Grüne, die am Dienstag Koalitionsverhandlungen aufgenommen haben, sollten schnell zusagen, dass die Landesregierung den finanziellen Bedarf für einen Tarifvertrag-Entlastung, übernommen werden.

»Wenn wir in dem Tempo weiterverhandeln, dann hat niemand etwas davon«, mahnt Katharina Wesenick, Landesfachsbereichsleiterin Gesundheit bei Verdi. Mit einem »ernsten Angebot« der Arbeitgeber stünde nichts einem schnellen Ende des Streiks entgegen, so die Gewerkschafterin. Bis dahin wird es aber wohl noch dauern. Für den 9. Juni hat die Seite der Klinikleitungen angekündigt, ein erstes Angebot vorzulegen.

Während in der Regel immer die Rede vom Streik der Pfleger*innen ist, sollen im Kölner Streikzelt auch andere Beschäftigte zu Wort kommen. Da wäre Berna Kocak, die an der Essener Uniklinik im Bereich Service und Reinigung tätig ist. Sie schildert, dass gerade in ihrem Bereich oft von den Arbeitgeber*innen gesagt würde, dass kein Geld da sei. Außerdem würden Stellen nur schleppend nachbesetzt. Dabei habe auch dieser Bereich massiven Einfluss auf das Wohlergehen der Patient*innen. Kocak fragt: »Wollen Sie mit schmutzigem Besteck operiert werden?« Auch weitere Beispiele nennt die Essenerin – von Mahlzeiten, die zu spät bei den Patient*innen ankommen, bis zu verzögerten Transporten. Sie spricht von einem Job unter »extremen Bedingungen«.

Die Probleme an den Unikliniken sind manigfaltig. Erkannt haben das auch Patient*innen, von denen eine in Köln mit im Streikzelt sitzt und die Forderungen begrüßt, wie auch Ärzt*innen. Über 640 haben mittlerweile eine Petition unterschrieben, um den Streik zu unterstützen. Krankenhaus sei Teamarbeit und bessere Arbeitsbedingungen lägen auch im ärztlichen Interesse, heißt es in der Petition.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.