Feigenblatt grüner Wasserstoff

Kurt Stenger über die deutschen Energiedeals mit Kanada

Für seine Verhältnisse ist Olaf Scholz beim Staatsbesuch in Kanada geradezu in Euphorie ausgebrochen: »Wir teilen nicht nur gemeinsame Werte, sondern auch einen ähnlichen Blick auf die Welt«, sagte der Kanzler. Natürlich meinte der SPD-Politiker Demokratie und Menschenrechte, doch wenn man sich die Ergebnisse der Reise ansieht, sind die gemeinsamen Werte wohl andere: Rohstoffausbeutung und Nutzung fossiler Energien. Umwelt- und Klimaschutz gehören nicht dazu.

Selbst Wirtschaftsminister Robert Habeck, der mittlerweile eine gewisse Routine beim Stopfen von russischen Erdgaslücken hat, dämpft die Erwartungen. Auch Kanada ist ja nicht das Land der unbegrenzten Energiemöglichkeiten: Erdgaslieferungen von dort kann es in diesem harten Winter noch gar nicht geben, und langfristige Verträge würden Deutschland schon gar nicht aus der fatalen Importabhängigkeit befreien. Der wieder einmal bemühte grüne Wasserstoff wiederum ist nur ein Feigenblatt, denn ob es den jemals in richtig großen Mengen geben wird, kann niemand sagen. Bisher ist er nur ein weiterer Anwendungsbereich der schädlichen Erdgaswirtschaft.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.