Katholische Konstruktionsfehler

Sebastian Weiermann über das Scheitern des Synodalen Wegs

Der Synodale Weg der deutschen Katholiken war als eine Lehre aus der sexualisierten Gewalt gedacht, die kirchliche Würdenträger massenhaft begangen haben. In den Synodalversammlungen und den Arbeitsgruppen wurde über Grundsätzliches diskutiert. Eine der wichtigsten Konsequenzen sollte eine Reform der katholischen Sexualmoral sein. Ein Grundlagentext, in dem es unter anderem heißt »Alle Menschen, die unter den Auswirkungen kirchlicher Sexuallehre gelitten haben, bitten wir von Herzen um Vergebung.« wurde abgelehnt. Abgelehnt wurde auch die Anerkennung homosexueller und nicht-binärer Menschen als von Gott gewollt.

Für die Ablehnung reichten die Stimmen von 21 Bischöfen, obwohl insgesamt fast 83 Prozent der Mitglieder der Synodalversammlung für den Text stimmten. Das liegt an einem Konstruktionsfehler der Reforminitiative: Zweidrittel der Bischöfe müssen für einen Text stimmen. Ihnen wird also eine außerordentliche Machtstellung zugesprochen. Diese Macht haben sie ausgenutzt.

Der Synodale Weg ist damit, man muss es so hart sagen, gescheitert. Der Unwillen zu Veränderungen eines Teils der Bischöfe, die ihre Bedenken im Vorfeld der Abstimmung nicht geäußert haben, ist ein Schlag ins Gesicht für alle Opfer der Kirche und für alle Katholik*innen, die ihre Kirche verändern wollen. Wie es jetzt weitergehen soll, ist fraglich. Die Bischofsmehrheit, die sich für Reformen ausspricht, sollte einen Trennungsstrich zu ihren unwilligen Kollegen ziehen. Nur so hat die katholische Kirche die Chance, weiter ernstgenommen und gehört zu werden. Die Bischöfe, die es ablehnen, ihre Kirche zu verändern, sollten das offen äußern. Ein Großteil ihrer Gemeinden wird ihnen dann die passenden Antworten geben. Die meisten Katholik*innen sind in ihrem Reformdenken weiter als die alten weißen Männer, von denen sie regiert werden. Auch das zeigt der Synodale Weg.

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