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Was Kliniken zu wünschen bleibt

Nur Entökonomisierung und sinnvolle Bedarfsplanung kann das kollabierende Gesundheitssystem langfristig retten

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 2 Min.

Die schlechte Nachricht zuerst: Das, was derzeit in den Kliniken der Stadt und auch in den niedergelassenen Praxen als Ausnahmesituation erscheint, könnte schnell zum Normalfall werden. Beziehungsweise: ist es schon und wird es bleiben. Man kann es nicht oft genug wiederholen: Die Krankenhäuser sind weder im normalen Betrieb – den man sich schon gar nicht mehr vorstellen kann – noch sonst krisenfest.

Die jahrzehntelangen Einspardiktate fordern ihren Tribut, und die Vorhersagen gesundheitspolitischer Expert*innen der Berliner Krankenhausgesellschaft, der Berliner Krankenhausbewegung, der Gewerkschaften und von Berufsverbänden treffen allesamt zu. Das zeigt sich seit drei Jahren Pandemie wie im Brennglas – und auch in diesem Winter, der als postpandemisch gilt, ohne es zu sein. Tatsächlich liegen zurzeit 1150 Covid-positive Patient*innen in den Berliner Kliniken. Auch beim Personal gibt es hohe Covid-Erkrankungszahlen.

Und weil es in diesem Zusammenhang viel um die schlechte Verbindung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung geht: Fehlende Investitionen in Millionenhöhe für die Kliniken, die zugleich unter dem finanziellen Irrsinn des Fallpauschalensystems und zeit- und nervenraubender Bürokratie ächzen, sind das eine. Das andere ist ein beunruhigender Umstand im Bereich der niedergelassenen Ärzt*innen: Kein geringer Teil der Mediziner*innen wird bald in den Ruhestand gehen.

Schon jetzt reicht die Praxisdichte in den Randbezirken – allen voran Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick, aber auch in Reinickendorf und Spandau – nicht für den steigenden Bedarf der zugleich alternden und weiter wachsenden Bevölkerung. Allein 80 Kinderärzt*innen sind jetzt schon älter als 60 Jahre und werden in den nächsten Jahren ihren Sitz abgeben; bei den Hausärzt*innen sind es 800 von 2600, die in den nächsten drei Jahren in den Ruhestand wechseln. Wenn der Bund gesundheitspolitisch weiter nur Kosmetik betreibt, muss das Land Berlin andere, eigene und sinnvolle Wege gehen – schnell.

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