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Büffeln bis zum Morgengrauen
CDU will eine 24-Stunden-Unibliothek für Berlin. Gerade arbeitende Studierende sollen mehr Zeit zum Lernen bekommen
Bib statt Berghain: Statt auf vernebelten Tanzflächen oder in schummrigen Kneipen sollen sich Berliner Studierende zukünftig die Nächte auch zwischen Bücherregalen und Zeitschriftensammlungen um die Ohren hauen dürfen – zumindest, wenn es nach der CDU geht. Die Christdemokraten wollen, dass eine der mehr als 35 Universitätsbibliotheken in der Hauptstadt an allen Tagen des Jahres rund um die Uhr geöffnet ist. In einem Antrag, der am Montag im Wissenschaftsausschuss im Abgeordnetenhaus diskutiert werden soll, heißt es, dass es darum gehe, »der Lebensrealität junger Menschen und ihren individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden«. Die ständig geöffnete Bibliothek solle als Sondertatbestand in die Hochschulverträge aufgenommen werden, die aktuell verhandelt werden.
Nachtdienst in der Bibliothek gibt es in Deutschland unter anderem in Karlsruhe. Für Adrian Grasse, wissenschaftspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, ist das ein Vorbild. »Berlin ist eine Metropole im Wissenschaftsbereich und es würde ihr gut anstehen, wenn zumindest eine Bibliothek rund um die Uhr genutzt werden könnte«, sagt er »nd«. Er habe 24-Stunden-Bibliotheken bei Auslandsaufenthalten kennengelernt und von den Studierenden vor allem positive Rückmeldungen erhalten. »Die Bedürfnisse der Studentinnen und Studenten sind sehr individuell und es sollte ihnen möglich sein, sich nicht nach bestimmten Tageszeiten richten zu müssen.« Als Standort schwebt ihm das Grimm-Zentrum in Mitte vor, die Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität. Schon jetzt ist es bis 22 Uhr geöffnet, deutlich länger als andere Universitätsbibliotheken.
Bei den potenziellen Nutzern denkt Grasse vor allem an berufstätige Studierende. »Wegen der hohen Mieten müssen heute viele Studentinnen und Studenten nebenbei arbeiten«, sagt er. »Das führt zwangsläufig dazu, dass sich die Lernzeiten auf die Abend- und manchmal auch Nachtstunden verschieben.« Auch Studierende, die mit hohen Energiekosten konfrontiert sind, sollen laut Grasse von dem Vorschlag profitieren können: »Wer die Bibliothek als Lern- und Arbeitsort nutzen kann, muss zu Hause weniger heizen.«
In der Koalition gibt es allerdings Zweifel, ob sich bei dem Vorschlag Kosten und Nutzen die Waage halten würden. »24/7-Öffnungszeiten wären eine Symbolhandlung, die man nicht an den Bedürfnissen der Studierenden vorbeiplanen sollte«, sagt Tobias Schulze, wissenschaftspolitischer Sprecher der Linksfraktion. Gespräche mit den Hochschulen hätten gezeigt, dass nur wenige Studierende Interesse an nächtlichen Lernsitzungen hätten. Dem stünden hohe Kosten für Personal und Energie gegenüber. »Die CDU muss sich fragen, ob sie bereit ist, dafür Geld aus dem Haushalt umzuschichten«, sagt Schulze.
Grasse denkt, dass sich die Kosten im Rahmen halten würden, wenn nur eine Bibliothek rund um die Uhr geöffnet hätte. Um die Nutzung abschätzen zu können, schlägt er vor, in einem Pilotprojekt zunächst ein Jahr lang durchgehende Öffnungszeiten anzubieten und danach das Vorhaben zu evaluieren. »Ich könnte mir vorstellen, dass das Angebot sehr gut angenommen werden würde«, sagt er. Schulze würde einem solchen Versuch dagegen eine Befragung voranstellen, um den Bedarf zu erheben, bevor man den Aufwand aufbrächte.
Um Studierende beim Lernen zu unterstützen, setzt Schulze eher auf Digitalisierung. Sie sollen nach seinem Willen mehr als bisher von zu Hause aus auf eingescannte Bücher und Zeitschriftenartikel zugreifen können. »Auch so könnte man rund um die Uhr Studierenden und Wissenschaftlern den Zugriff auf das Angebot ermöglichen«, sagt er. Zumindest eine Ausweitung der Öffnungszeiten der Bibliotheken ist aber auch ihm ein Anliegen. Längere Öffnungszeiten kann sich auch Grasse als Kompromiss vorstellen: »Wenn die wichtigsten Bibliotheken bis Mitternacht geöffnet hätten, wäre das schon ein großer Fortschritt.«
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