Lasst mich in Ruh’

Puma, Marder oder Leopard? Ein Besuch im Raubtier-Zoo der Bundeswehr

Panzer-Debatte – Lasst mich in Ruh’

»Uns’re täglich Waffenkunde gib uns heute.« Kein Tag vergeht, an dem wir nicht neueste Militärtechnik medial vorgeführt bekommen. Wir kennen uns mittlerweile bestens aus im Raubtierzoo der Bundeswehr. Wir wissen, warum der Puma bockt, der Leopard noch nicht sprungbereit ist und der Marder weltweit beliebt. Sturmgewehre können wir theoretisch im Schlaf zerlegen, auch Haubitzen bedienen und Kampfjets fliegen. So viel Wehrertüchtigung konnten sich die Deutschen seit langem nicht mehr erfreuen. Die DDR, gern der Militarisierung der Gesellschaft bezichtigt, war ein Waisenknabe im Vergleich zur kollektiven Debatte heute in der Bundesrepublik über präventive, defensive und offensive Waffen, nebst exzessiv ausgelebten Sandkastenspielen. Vom Kleinkind bis zum Greis, alle machen mit. Natürlich gibt es immer wieder Quertreiber, die den Ernst der Lage und der Lagen nicht begreifen, auf Twitter und Instagram Aufnahmen von sich im Schnee wälzenden oder auf Beute lauernden Leoparden posten. Ein Witzbold missbraucht gar einen Edeka-Werbespot, um mit »Supergeil«, »Super Gepard« und »Super Iris« querzuschießen; für Nicht-Fernsehkieker: Iris meint hier nicht das Auge von Big Brother, sondern ein Flugabwehrsystem. Und wie soll man werten, dass der Militärexperte eines privaten Nachrichtensenders den modernsten deutschen Kampfpanzer vor Leopardentapete lobpreist? Nun, vielleicht hat die Redaktion ihn mit ihrem Anruf zur morgendlichen Stunde noch im Bordell überrascht. Leopardmuster sollen Standard in solchen Etablissements sein. Wer weiß. Aber was meint zu alldem der schläfrige Geselle im Baum? »Mensch, lass mich in Ruh’. Ich will einfach nur abchillen.« ves

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.