- Kultur
- Geschehen ist geschehen
Nicht ewig grämen
Der 11. Februar ist jährlich »Was geschehen ist, ist geschehen«-Tag
Ups, schon wieder ein Teller zerbrochen. Zum Glück kein Meißner Porzellan aus Großmutters Erbe. Allerdings schrumpft das Tafelset sukzessive. Blöd, wenn es dann nicht mehr zur Bewirtung aller Gäste bei der nächsten Feier reicht. Egal: Was geschehen ist, ist geschehen. Nicht mehr zu ändern. Alltäglich erleben wir solche Momente, ärgern uns über Missgeschicke und Peinlichkeiten. Manchmal bereiten sie uns schlaflose Nächte, vor allem wenn sie vermeidbar gewesen wären wie ein falsches Wort, eine voreilige Entscheidung, eine Unachtsamkeit mit fatalen Folgen. Trotzdem: Nach vorne schauen. »Was geschehen ist, ist geschehen«, dichtete Bert Brecht: »Das Wasser/ Das du in den Wein gossest, kannst du/ Nicht mehr herausschütten, aber/ Alles wandelt sich. Neu beginnen/ Kannst du mit dem letzten Atemzug.« Nun ja, der letzte Satz ist ziemlich spekulativ.
Fakt ist, dass eine gleichgültige »Was geschehen ist, ist geschehen«-Haltung kontraproduktiven Fatalismus nährt, insbesondere hinsichtlich der großen Katastrophen in Geschichte und Gegenwart. Ja, was geschehen ist, kann nicht mehr ungeschehen gemacht werden; aber kann die Sinne schärfen, wie fürderhin vorzubeugen, was zu verhindern wäre. Natürlich kann Mensch nicht sein, wenn er sich stetig grämt, bedauert, büßt. Rockwasser, eine Band aus dem Münsterland, empfiehlt daher: »Was geschehen ist, ist geschehen, und was war, lass einmal sein/ Denn heute zählen wir nicht die Sünden, und schlagen nicht drauf ein.« In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen und Lesern einen heiteren Samstag: Der 11. Februar ist alljährlicher »Was geschehen ist, ist geschehen«-Tag.
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