- Wissen
- Dr. Schmidt erklärt die Welt
Warum knirscht der Schnee?
Dr. Schmidt erklärt die Welt: Können wir den Winter hören?
Die passende Frage zum Abschluss des Winters: Warum knirscht Schnee, wenn man auf ihn drauftritt?
Gegenfrage: Wann hast du das in Berlin noch selbst erlebt? Mir ist das nur erinnerlich, als unser Sohn noch ziemlich klein war. Das muss über 20 Jahre her sein. Allerdings sind wir keine Skiurlauber, das heißt, die Alpen im Winter begegnen uns eher nicht. Als mein Sohn vor drei Jahren im Winter in Oberstdorf war, hat er knirschenden Schnee noch live erlebt.
Ich war 2019 in Tegernsee, da hat der Schnee noch geknirscht unter den Schlittenkufen.
Siehste mal. In den Alpen gibt es eben noch Schnee, aber auch da immer weniger.
Und warum knirscht der nun?
Das hat mit der Struktur des Schnees zu tun und ist deswegen auch nicht bei jedem Wetter und nicht bei jedem Schnee zu haben. Du kennst diese schönen Bilder von Schneeflocken, die aussehen wie sechseckige Sternchen. Das sind Eiskristalle. Und wenn die in der Schneedecke zu Millionen auf einem Haufen liegen und es kalt genug ist, sodass die ihre Sprödigkeit und Struktur halbwegs behalten, dann brechen die einzelnen Kristalle unter Belastung, also wenn du drauftrittst. Da das sehr viele sind, hört man das auch. Deswegen kommt es eben auch auf die Temperatur an, darauf, wie lange der Schnee schon liegt und ob er schon mal angetaut war. Kunstschnee zum Beispiel hat nicht diese schicke Kristallform. Kunstschnee knirscht deshalb weniger und auch nur, wenn er ordentlich kalt ist.
Und stimmt es denn, dass jede Art von Regen eigentlich Schnee ist, warm gewordener Schnee?
Der Regentropfen fängt in der Tat sein Leben als Eiskristall an. Weil der Wasserdampf der Wolken in relativ großer Höhe kondensiert, wo es kalt ist, fällt er erst mal als Eiskörnchen runter. Deswegen gibt es ja dann manchmal auch Graupel oder Hagel, wenn es dann weiter unten auch noch mal eine kalte Schicht gibt, die so nahe am Boden ist, dass sie es nicht mehr schaffen, wieder aufzutauen.
Und was ist unangenehmer – Hagel oder Graupel?
Für die meisten Pflanzen sind Hagelkörner wahrscheinlich verheerender, weil sie einfach größer sind. Selbst wenn sie nur erbsengroß sind, zerhauen die die Blätter. Ein Problem für Obstbauern und Winzer in Süddeutschland, wo Hagelschauer häufiger geworden sind.
Wenn man jetzt mal auf diesen Winter zurückblickt: Dann war es doch oft gar nicht so warm, wie man denkt, oder? Abgesehen davon, dass kein Schnee gefallen ist.
Na ja, die Niederschläge lagen in diesem Winter bei uns nur knapp über dem Schnitt. Das Schweizer Institut für Schnee- und Lawinenforschung erwartet wegen abnehmender Schneefälle im Winter, dass die Trockenperioden im Sommer zunehmen werden.
Wie hängt das mit dem Schnee zusammen?
Die großen Flüsse kommen ja fast alle aus den Alpen: der Po, die Rhone und der Rhein. Die speisen sich im Sommer aus dem tauenden Gletschereis. Und wenn die nur noch abnehmen und im Winter nicht wieder aufstocken, dann wird in regenarmen Sommern eben irgendwann in den Flüssen kaum noch Wasser sein. Ausreichend Schnee wäre wie ein Puffer, aber den gibt es nicht mehr.
Also gucken wir jetzt erst mal auf einen schönen heißen Sommer.
Jetzt werden wir erst mal sehen, ob der wieder genauso gruselig wird wie die letzten. Bald haben wir auch wie in Spanien oder Italien überall diese Klimaanlagen an der Hauswand kleben. Das wird die Energiefrage und die Treibhausgassituation verschärfen.
Gut für Solaranlagen.
Für Klimaanlagen wäre das gut. Besser als zum Heizen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.