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Hoffenheim gegen Hertha: Investoren unerwünscht

3:1 im Kellerduell: Die TSG holt drei Punkte und gibt die rote Laterne ab

Hoffenheims Ihlas Bebou (l.) holte im Zweikampf mit Herthas Filip Uremović einen Elfmeter raus – und machte später mit seinem Treffer zum 3:0 den Heimsieg klar.
Hoffenheims Ihlas Bebou (l.) holte im Zweikampf mit Herthas Filip Uremović einen Elfmeter raus – und machte später mit seinem Treffer zum 3:0 den Heimsieg klar.

Der größte Fan von Pellegrino Matarazzo saß beim souveränen Hoffenheimer 3:1-Sieg gegen Hertha BSC Berlin auf den besseren Plätzen der Sinsheimer Haupttribüne: Alexander Rosen, seit fast zehn Jahren Manager der TSG, hatte beim Abstiegsduell noch deutlich mehr Gründe als sonst, um auf einen Sieg zu hoffen. Schließlich wäre im Falle einer Entlassung von Matarazzo auch er selbst massiv beschädigt worden. Rosen war es schließlich gewesen, der den ehemaligen Stuttgarter Coach im Februar als Nachfolger von André Breitenreiter durchgesetzt hatte. Ärgerlich nur, dass der als Retter auserkorene Trainer dann fünf Spiele am Stück verlor. Doch dann kam die Hertha, die am Samstag überzeugender denn je nachwies, warum sie das auswärtsschwächste Team der Liga ist.

Es dürfte deshalb auch nicht lange gedauert haben, bis sich auch bei Rosen die größte Anspannung legte. Es war schließlich so, wie Christoph Baumgartner nach Schlusspfiff behauptete: »Ich glaube, niemand im Stadion hatte heute das Gefühl, dass Hertha gewinnt.« Und dann schob der Hoffenheimer Publikumsliebling noch ein paar eindeutige Sätze hinterher: »Die Matarazzo-raus-Thematik hat uns noch mal einen Push gegeben. Kein Spieler bei uns hätte es okay gefunden, wenn er hätte gehen müssen. Er macht es sensationell gut.«

Damit stellt sich natürlich die Frage, auf wessen Betreiben eine Matarazzo-Entlassung denn dann erfolgt wäre. Die Spieler schlagen sich ungefragt für ihn in die Bresche. Rosen, der nach dem Spiel ebenso tapfer wie wahrheitswidrig behauptete, es habe »kein Ultimatum gegeben«, ist von ihm überzeugt – und dennoch wäre er im Fall einer erneuten Niederlage freigestellt worden. Der »Kicker« hatte bereits am Donnerstag berichtet, dass der Spielerberater Roger Wittmann (»Rogon«) im Februar als Nachfolger des freigestellten André Breitenreiter den ehemaligen Sandhäuser Trainer Kenan Kocak vorgesehen hatte – und nicht Matarazzo. Am Samstag entrollten die Fans erneut ein Transparent mit der Forderung: »Wittmann im Verein entmachten«.

Auch weil Dietmar Hopp den Spielerberater »einen Freund« nennt, rätseln viele, wie es zu bewerten ist, dass Hoffenheims Gönner jüngst seine Mehrheitsanteile am Gesamtverein zurückgegeben hat. Seither zählt die TSG wieder zu den Klubs, die die 50+1-Regel formal respektieren. Diese soll den Einfluss von Investoren begrenzen. Dass die Mitglieder deshalb künftig mehr Mitsprache erhalten werden, ist deshalb allerdings nicht zu erwarten, zumal die Spielbetriebs-GmbH seit 2005 ausgegliedert ist. Und auch wenn am Samstag auf einem Transparent mehr Mitspracherechte für Fans gefordert wurden, sind im Kraichgau Diskussionen, wie sie derzeit bei der Hertha um den Einstieg des Investors 777 geführt werden, nicht zu erwarten. Am Samstag wurden die Hertha-Auswärtsfahrer von einigen hundert KSC-Fans unterstützt – beide Gruppen sind seit Jahrzehnten befreundet. Im an den Gästeblock angrenzenden Bereich hissten Hertha-Fans ein Protestplakat (»Investoren unerwünscht«) und lösten damit ein kleines Scharmützel mit Ordnern und Heimfans aus, das die Gästefans für eine Weile vom traurigen Vortrag ihrer Mannschaft ablenkte.

Auf dem Feld machten die munteren Hoffenheimer dabei erstmal nicht viel aus ihrer deutlichen Überlegenheit. Doch dann pfiff Schiedsrichter Frank Willenborg zwei berechtigte Elfmeter, einen wegen Handspiels, den anderen nach einem Foul. Andrej Kramarić verwandelte beide (24./38.). Doch erst nach dem 3:0 durch Ihlas Bebou (51.) glaubte dann auch Matarazzo an den Sieg. Während er sich nach den ersten beiden Treffern eher innerlich gefreut hatte, brach nun die Erleichterung aus ihm heraus. Und auch die rote Karte gegen Hoffenheims Munas Dabbur (70.) hatte auf das Spielgeschehen nur insofern Einfluss, als die Berliner Hilflosigkeit nun noch offensichtlicher wurde. Immerhin gelang in der Nachspielzeit das 1:3 durch Stevan Jovetić. Danach hatten die Berliner Fans Mitleid mit ihrer Elf. Statt einer Standpauke bekamen die Spieler, die in Erwartung verbaler Prügel Richtung Gästekurve geschlichen waren, minutenlang Aufmunterndes zu hören. Nach allem, was man am Samstag (nicht) gesehen hat, wird die Hertha es in den kommenden Wochen dringend brauchen.

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