- Wissen
- Dr. Schmidt erklärt die Welt
Wie gefährlich sind Asteroiden?
Dr. Schmidt erklärt die Welt: Müssen wir uns vor Objekten aus dem Weltall fürchten?
Die Nasa hat gemeldet, dass 2046 möglicherweise ein Asteroid die Erde trifft. 50 Meter Durchmesser solle er haben. Ist das bedrohlich?
Für den Einschlagsort und dessen weitere Umgebung wäre es auf jeden Fall bedrohlich. Für die Erde als Ganzes und für unsere Gesellschaft ist es keine Katastrophe. Offen ist ja auch noch, wie der Asteroid zusammengesetzt ist: eher von der gerölligen Art oder eher was Festes? Es gibt auch Asteroiden, die fast komplett metallisch sind.
Je fester, desto gefährlicher?
Je kompakter, desto mehr kommt weitgehend im Stück unten an. Vielfach explodieren Asteroiden durch die Reibungshitze in großer Höhe. Wie das Objekt, das Anfang des 20. Jahrhunderts über der sibirischen Region Krasnojarsk, an der Steinigen Tuguska, zerfetzt wurde. Dessen Explosion war so gewaltig, dass es am Boden kilometerweit alle Bäume umgehauen hat. Damals gab es noch keine systematische Beobachtung solcher erdnaher Asteroiden.
Die war noch nicht digital.
Das sowieso nicht. Heute gibt es neben staatlichen Monitoringsystemen wie bei der Nasa sogar Hobby-Astronomen, die solche Objekte am Himmel suchen. Im Januar ist zum Beispiel so ein Objekt 3600 Kilometer an der Erde vorbeigeflogen. Das war ganz schön nah. Und das wurde von einem russischen Hobby-Astronomen entdeckt.
Diese ganze Diskussion lebt doch von der Urangst, dass da so ein riesiges Ding die Erde aus der Umlaufbahn schießt.
Objekte, die groß genug sind für solche Katastrophen, hätte man schon auf dem Schirm. Um die Erde aus der Bahn zu schubsen, müsste schon ein verwaister Planet hier durchfliegen.
Und was sollte man dann machen?
Dann wäre es wahrlich kritisch. Den müsste man irgendwie von seiner Bahn abbringen. Getestet werden solche Techniken ja schon. Es gab vor ein paar Jahren ein Projekt, bei dem die Nasa eine Sonde namens »Dart«, also Pfeil, auf einen Asteroiden, der einen anderen Asteroiden umkreiste, abschoss, um zu sehen, wie sich dessen Bahn dadurch verändert.
Und hat das geklappt?
Ja, sogar besser als erwartet, weil der getroffene Asteroid bei der Gelegenheit auch Masse verloren hat, als ein Teil seines Gesteins ins All rausgespritzt ist. Vor 65 Millionen Jahren allerdings ist ein über zehn Kilometer großer Asteroid in die Erde eingeschlagen, vor der heutigen Küste von Yucatan. Das in die Atmosphäre geschleuderte Material und der vom Einschlag ausgelöste Vulkanismus führten zu einer globalen Verdunkelung. Infolge der Abkühlung sind die Dinosaurier ausgestorben.
Wo kommen die Asteroiden überhaupt her?
Sie sind wahrscheinlich die Reste des Baumaterials aus der Entstehungszeit des Sonnensystems. Ein recht großer Teil davon kreist im sogenannten Hauptgürtel, das ist zwischen der Mars- und der Jupiterbahn. Und weitere Objekte kreiseln noch weiter draußen, die haben so exzentrische Bahnen, dass sie erst ins Auge fallen, wenn sie das erste Mal auftauchen.
Und könnte da nicht einer unentdeckt heranrauschen?
Je größer und damit gefährlicher er ist, desto eher entdeckt man ihn.
Das war, glaube ich, auch schon so auf der Brücke der »Enterprise«: Die kleinen Dinge wurden nicht so schnell gesehen, die großen haben sie besser erkannt.
Vor zehn Jahren ist ja so ein 20-Meter-Teil über Russland, über Tscheljabinsk, in der Atmosphäre explodiert. Seit Tunguska der größte Schadensfall. Den hatte keiner vorher auf dem Schirm, weil sich alle auf einen sehr viel größeren Brocken konzentrierten, der allerdings definitiv an der Erde vorbeiflog. Dass man die Kleinen übersieht, ist ja ein allgemeines psychologisches Problem. Nicht nur in der Astronomie.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.