Im Sudan rettet sich, wer kann

Martin Ling über die kurzsichtige Politik des Westens

Rette sich, wer kann. So scheint die Devise im Sudan zu lauten. Ob die USA oder Russland, ob Deutschland oder Großbritannien bis hin zu einigen afrikanische Ländern: Sie bringen ihre Staatsbürger*innen außer Landes, ob auf dem Luftweg oder mit Konvois auf dem Landweg. Wer sich nicht außer Landes retten kann, sind viele Millionen Sudanes*innen. Laut der Uno waren seit Mitte April mehr als 330.000 Menschen zur Flucht innerhalb des Landes gezwungen.

Die internationale Gemeinschaft und vor allem die mächtigen Staaten haben jede Menge Potenzial, auf diesen Konflikt entschärfend einzuwirken. Indem sie nicht nur Mittel aufbringen, um ihre eigenen Staatsbürger*innen zu evakuieren, sondern wenigstens den Hilfsorganisationen unter die Arme greifen, denen 1,5 Milliarden US-Dollar fehlen, um die durch die Kämpfe verschärfte humanitäre Krise zu bewältigen, wie es von der Uno hieß. Das wäre das Mindeste.

Der Machtkonflikt zwischen den beiden stärksten bewaffneten Gruppen im Land, dem Militär unter General Burhan und den Milizen unter General Dagalo, Spitzname Hemeti, spielt sich nicht im luftleeren Raum ab. Burhan weiß Ägypten hinter sich, Hemeti die Vereinigten Arabischen Emirate. Sowohl nach Kairo als auch nach Abu Dhabi hat der Westen, vor allem die USA, gute Kontakte, um entschärfend wirken zu können. Theoretisch zumindest. Praktisch sieht es danach aus, als würde der Sudan-Konflikt unter »ferner liefen« rangieren. Die Sudanes*innen, die mit einer besonders im Westen gefeierten Revolution seit 2018 mutig auf die Straßen gingen und den Dikator Omar al-Baschir stürzten, haben das nicht verdient. Sie bleiben frustriert und enttäuscht im Überlebenskampf zurück.

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