Ein Herz für die Alleinerziehenden

Claudia Sprengel ist neue Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Potsdam

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Stadt Potsdam hat mit Claudia Sprengel eine neue Gleichstellungsbeauftragte. Voraussichtlich am 1. Juni, dem Internationalen Kindertag, tritt die junge Mutter ihren neuen Posten an. Am 3. Mai haben die Stadtverordneten Sprengel für eine Amtszeit von fünf Jahren zur Nachfolgerin der bisherigen Gleichstellungsbeauftragten Martina Trauth bestellt, die im Februar nach Schwerin wechselte und dort Sozialbeigeordnete wurde.

Martina Trauth war von 2010 an hauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte in Potsdam und Leiterin des Büros für Chancengleichheit und Vielfalt, außerdem ehrenamtlich von 2019 bis 2021 Linke-Kreisvorsitzende. Sie war Ende 2018 in die Partei eingetreten, kurz nach der Potsdamer Oberbürgermeisterwahl, bei der Trauth als Parteilose für Die Linke kandidiert hatte und sich erst in der Stichwahl mit hervorragenden 44,7 Prozent ihrem Mitbewerber Mike Schubert (SPD) geschlagen geben musste.

»Claudia Sprengel bringt umfangreiche Erfahrungen und Kompetenzen in den Bereichen Gender und Diversity sowie Politik und Medien mit«, sagt Oberbürgermeister Schubert jetzt über Martina Trauths Nachfolgerin. »Ich freue mich, dass wir mit ihr eine kompetente Fachfrau als neue Beauftragte für Gleichstellung gewonnen haben.« Von 2018 bis 2020 war die heute 34-Jährige Sprecherin des Frauenpolitischen Rates im Land Brandenburg. Sprengel kam 1989 in Rathenow zur Welt. Sie studierte Geschichte und Politikwissenschaften und war von 2014 bis 2017 ehrenamtliche Gleichstellungsbeauftragte in der Stadt Premnitz. Anschließend war sie Wahlkreismitarbeiterin der Bundestagsabgeordneten Anke Domscheit-Berg (Linke). Sprengel ist Linke-Kreisvorsitzende in Brandenburg/Havel und dort auch Stadtverordnete. Von 2016 bis 2018 gehörte sie dem Bundesvorstand ihrer Partei an, seit 2021 sitzt sie im Landesvorstand.

2019 trat sie bei der Landtagswahl an. Listenplatz 17 hätte für einen Einzug ins Parlament reichen können, wenn die Linkspartei damals nicht von 18,6 auf 10,7 Prozent abgestürzt wäre. Unter den Bedingungen von 2019 war Listenplatz 17 von vornherein aussichtslos – und das wusste Sprengel, führte aber dennoch einen engagierten Wahlkampf.

Ihre Kernkompetenzen: Digitalisierung und Feminismus. Bei der Digitalisierung hatte sie ihre frühere Chefin, die Bundestagsabgeordnete Anke Domscheit-Berg als leuchtendes Vorbild, beim Feminismus im Prinzip auch, aber hier war ein Vorbild bereits nicht mehr erforderlich. Auf diesem Gebiet war Sprengel schon vorher stark und überzeugend. Da ist die von der Statur her kleine Frau ganz groß. Seit 2021 sammelte sie weitere Erfahrungen als Referentin der brandenburgischen Landesgleichstellungsbeauftragten Manuela Dörnenburg.

Was ihre neue Aufgabe betrifft, sagt Sprengel: »In den fünf Jahren möchte ich gerne an bestehende Projekte anknüpfen, wie den Arbeitskreis gegen Gewalt an Frauen, aber auch Neues initiieren, zum Beispiel den feministischen Blick in Bereiche wie Stadtplanung und Finanzen zu schärfen.« Ein Herzensanliegen ist Claudia Sprengel die Verbesserung der Lage der Alleinerziehenden, die besonders unter der Coronakrise zu leiden hatten – und jetzt unter der Preisexplosion. Dabei sind alleinerziehende Frauen und ihre Kinder in der Bundesrepublik ohnehin schon am stärksten von Armut bedroht.

Dass Claudia Sprengel von Brandenburg/Havel nach Potsdam zur Arbeit pendelt, ist nicht neu für sie. Das tut sie schon seit 2021. Nur dass ihr Arbeitsort künftig nicht mehr das Sozialministerium ist, sondern das Rathaus sein wird.

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