ARD-Serie »MaPa«: Messer Metin auf der Suche nach dem Glück

Die zweite Staffel »MaPa« gibt einen fantasievollen und unsentimentalen Einblick in das Leben eines alleinerziehenden Vaters

  • Susanne Gietl
  • Lesedauer: 3 Min.
Lene (Pola Friedrichs) und Metin (Max Mauff) bei den Dreharbeiten. Stimmung vor und hinter der Kamera: entspannt
Lene (Pola Friedrichs) und Metin (Max Mauff) bei den Dreharbeiten. Stimmung vor und hinter der Kamera: entspannt

Vor drei Jahren wagte Drehbuchautor Alexander Lindh mit »MaPa« einen ungewöhnlichen Versuch. Er schrieb eine sechsteilige Sadcom, eine Mischung aus Tragödie und Komödie, über einen alleinerziehenden Vater. Und landete damit einen Erfolg. Die Miniserie wurde 2020 für den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie »Beste Drama-Serie« nominiert und ein Jahr später für den »Grimme-Preis«.

Die Erzählung kreist um Metin (Max Mauff), dessen Freundin Emma (Lia von Blarer) überraschend verstorben ist. Metin ist Mama und Papa (»MaPa«) gleichzeitig. Für ihn ist klar: »Mütter können nichts, was ich nicht auch kann.« In der ersten Staffel kämpft sich der junge Vater zwischen Trauer und Verantwortung für sein sechsmonatiges Baby Lene durchs Leben, in der zweiten Staffel steht Metin dank abgeschlossener Psychotherapie fest im Leben.

Im Fokus stehen Metins Job, sein Liebesleben und die Erziehung der dickköpfigen, manchmal recht altklugen Lene (Pola Friedrichs). Darin liegt auch eine der Stärken der Serie, denn das Mädchen spricht von der Seele weg über das Leben mit ihrem Papa.

Fast beiläufig erklärt die Vorschülerin im Kinderzimmer, dass es für sie normal sei, ohne Mama aufzuwachsen, für ihren Papa sei es am Anfang sehr schlimm gewesen. Jetzt weine er nur noch ab und zu. In derselben Szene erklärt Lene ihren Freundinnen, dass es kein Leben nach dem Tod gibt. Das sei, als ob man auf dem Handy ein Foto von einer Person löscht. »Dann ist sie einfach nicht mehr da.« Lenes einfache Sicht auf die Dinge gibt der Serie eine kindliche Leichtigkeit.

Wenn ihn die Alleingänge seiner Mutter (Lina Wendel) oder sein Job als Soap-Autor nerven, dann träumt sich Metin weg und stellt sich seinen Psychotherapeuten an den unmöglichsten Orten vor, wie zum Beispiel auf der Toilette. Dort sitzen beide dann in gemütlichen Sesseln und analysieren die Situation. Eine absurd-gute Idee, um zu zeigen, dass eben nicht alles in Ordnung ist. In Rückblenden, die sich in neue Dating-Situationen einschleichen, erfährt man ganz nebenbei, wie die temperamentvolle Emma und Metin sich kennengelernt haben. Der Ausflug in Metins Gefühlswelt fühlt sich gar nicht befremdlich, sondern natürlich an.

Jede Serienfolge hat einen anderen Schwerpunkt. Die erste Folge konzentriert sich auf Metins Umfeld und auf das Leben mit seiner Tochter, in der zweiten Folge zeigt sich, dass sein Lebensstil als alleinerziehender Witwer nervt. Seinen Witwerbonus hat er im Writers Room der Daily Soap »Was zählt, ist jetzt«, schon längst verspielt. Metins Job kommt nicht von ungefähr, denn »MaPa«-Headautor Alexander Lindh arbeitete selbst jahrelang als Autor der Soap »Gute Zeiten, schlechte Zeiten«.

Das Gehalt ist richtig gut, aber dafür schreibt man im Team ungefähr einen Kinofilm pro Woche. Dazu kommt der Quotendruck. Jede Story muss knallen. So läuft das auch in Metins Writers Room ab. Manche Ideen wirken übertrieben, aber viele Diskussionen sind gar nicht so sehr aus der Luft gegriffen.

Warum soll sich der Protagonist der Serie in eine Frau und nicht in einen Mann verlieben? Jemand aus dem Team erwähnt, dass jedem Frauencast ein lesbisches Sexabenteuer ins Skript geschrieben werde, warum also nicht mal andersrum? Auf jeden Fall soll es ein Astrophysiker sein oder eine Astrophysikerin. Dass Metin dann Astro-Stella kennenlernt, ist ein schöner Kunstgriff. Denn die Serie wechselt in der Erzählung vom traurigen Single mit gelegentlicher Affäre zu einem verträumt-romantischen Erzählstrang über die Liebe und Wahrscheinlichkeiten im Universum.

Am berührendsten sind die Momente mit »Messer Metin und Lene Löwenherz«, wie sie in einer Folge genannt werden. Gemeinsam gehen sie durchs Leben und halten zusammen wie Pech und Schwefel. Und dann ist die Serie verdammt authentisch.

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