Plusbus statt Regionalbahn

Templin gewinnt eine bessere Busanbindung und verliert eine Zugverbindung

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 4 Min.
Bus oder Bahn? Büttner (Linke, 2.v.l.) und Beermann (CDU, 3.v.l.) in Templin
Bus oder Bahn? Büttner (Linke, 2.v.l.) und Beermann (CDU, 3.v.l.) in Templin

Den Preis des Deutschlandtickets von regulär 49 Euro für die Brandenburger mit Subventionen auf 29 Euro drücken und es Bedürftigen wie in Berlin sogar für neun Euro monatlich anbieten? Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) winkt ab. Ganz ausschließen will er das für die Zukunft zwar nicht. Aber die zur Verfügung stehenden Gelder seien begrenzt. Zuerst einmal müsse in den Weiten des Flächenlandes dafür gesorgt werden, dass überhaupt in diesem und jenem Dorf ein Bus komme.

Oftmals verkehren dort höchstens noch Schulbusse montags bis freitags, früh und nachmittags, damit Schüler zum Unterricht und wieder nach Hause gelangen. Senioren können einsteigen, um zum Arzt oder zum Einkaufen in die nächste Stadt zu kommen. Wenn sie ihre Termine erledigt haben, müssen sie dann aber geduldig auf die Heimfahrt warten. Zu sehr aufhalten dürfen sie sich auch nicht, weil sie sonst festhängen.

Seit 2014 ändert sich Schritt für Schritt etwas an dieser misslichen Situation. Damals starteten die ersten drei Plusbus-Linien Brandenburgs im Landkreis Potsdam-Mittelmark. Inzwischen gibt es 38 solcher Linien – in ganz Deutschland sind es 140. Plusbusse verkehren stündlich, auch ganz früh, spätabends und am Wochenende. Die Fahrpläne erlauben an Bahnhöfen ein zügiges Umsteigen in den nächsten Zug.

Der Landkreis Uckermark hat am Donnerstag zwei neue Plusbus-Verbindungen bekommen. Dazu wurde zum einen die bestehende Buslinie 502 von Templin nach Prenzlau aufgewertet. Sie verkehrt öfter und firmiert als Plusbus »Naturpark«. Aufgewertet wurde zum anderen die Linie 515 von Templin nach Joachimsthal, jetzt Plusbus »Schorfheide«. Beide Linien werden bedient durch die Uckermärkische Verkehrsgesellschaft (UVG). Voraussichtlich im Dezember soll eine Plusbus-Linie 920 von Angermünde nach Joachimsthal dazukommen, bedient von der Barnimer Busgesellschaft. »Für unsere Kunden bedeutet diese Erweiterung eine durchgehende Anbindung durch die Uckermark mit einer guten Taktung und dementsprechend auch eine gute Flächenabdeckung«, sagt UVG-Geschäftsführer Lars Boehme.

Landrätin Karina Dörk (CDU) spricht von einem »neuen Beförderungslevel«. Zuvor hatte die Uckermark nur zwei Plusbus-Verbindungen. Dabei erstreckt sich der Landkreis über 3058 Quadratkilometer. Bis 2011 war er mit dieser Ausdehnung der größte Landkreis Deutschlands, bevor er durch eine Gebietsreform in Mecklenburg-Vorpommern auf Rang sechs verdrängt wurde. Nichtsdestotrotz ist die mit nur 38 Einwohnern je Quadratkilometer dünn besiedelte Uckermark eine Gegend der weiten Wege. Der Landkreis sei »in seiner Entwicklung besonders auf eine gute Mobilität der Bevölkerung angewiesen«, sagt Landrätin Dörk.

Sie ist am Donnerstag beim Start der neuen Plusbusse auf dem Marktplatz in Templin ebenso dabei wie der Linke-Landtagsabgeordnete Andreas Büttner, der von einem »Fortschritt im öffentlichen Personennahverkehr« spricht. Es werde den Menschen durch die Fahrpläne ermöglicht, »an Veranstaltungen am späten Nachmittag und frühen Abend teilzunehmen und trotzdem noch verlässlich nach Hause zu kommen«. Das dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, was weggefallen sei.

Denn von 2018 bis 2022 gab es einen Probebetrieb der Regionalbahn 63 von Templin nach Joachimsthal, von dort fuhr der Zug weiter bis nach Eberswalde. Nun dämmert dieser Streckenabschnitt wieder vor sich hin, so wie die zwölf Jahre vor 2018. Fahrgäste können erst in Joachimsthal in die RB 63 einsteigen. Für den Abgeordneten Büttner bedeutet das eine Verschlechterung. Auf 200 Fahrgäste täglich hatte es der Probebetrieb gebracht, nicht aber die magische Zahl von 300 erreicht, die zur Bedingung für eine Verstetigung gemacht worden war.

Der geringere Zuspruch lag auch daran, dass die Bahnstrecke von Templin nach Joachimsthal marode ist und dringend saniert werden müsste. So galt für den Zug ein Tempolimit von 50 Stundenkilometern. Stellenweise durfte er sogar nur mit 30 Stundenkilometern schleichen. Das verlängerte die Fahrtzeit unnötig und schreckte Fahrgäste ab. »Es ist deshalb notwendig, jetzt sehr schnell eine Nutzen-Kosten-Untersuchung auf den Weg zu bringen und im Anschluss mit der Sanierung zu beginnen«, findet Oppositionspolitiker Büttner.

Infrastrukturminister Guido Beermann (CDU) verspricht: »Wir werden eine Nutzen-Kosten-Untersuchung für die Bahnstrecke der RB 63 durchführen, um zu prüfen, ob und wie eine Sanierung ermöglicht werden könnte.« Klar sei aber auch, dass es für einen attraktiven öffentlichen Personennahverkehr der Bereitschaft des Bundes bedürfe, die dafür notwendigen Zuschüsse zu erhöhen.

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