- Politik
- Sozialdemokratie in Österreich
Österreich: Mit Andreas Babler ist ein Marxist an der SPÖ-Spitze
Andreas Babler wird doch noch SPÖ-Vorsitzender
Er ist der lachende Zweite: Andreas Babler ist neuer Chef der österreichischen Sozialdemokratie (SPÖ) – wenn auch nach einer Wahl mit Schönheitsfehlern. Die SPÖ gab am Montag bekannt, dass nicht der am Samstag zum Parteichef gekürte Hans Peter Doskozil gewann – sondern sein Konkurrent Andreas Babler. Bei der Auszählung seien die Stimmen vertauscht worden, sagte die Leiterin der Wahlkommission, Michaela Grubesa. Bablers Bestellung sollte nach Neuauszählung der Stimmen am Dienstag allerdings fixiert werden.
Mit Babler hat diese Partei erstmals seit sehr langer Zeit wieder einen Vorsitzenden, der keine Angst hat zu sagen, wo er sich politisch verortet. Nämlich links: »Ich bin Marxist.«
Babler ist eine Figur in Österreich. Als Bürgermeister der Gemeinde Traiskirchen war er für viele das linke Gesicht der Lokalpolitik, wenn es um das von Konservativen und Rechtsextremen gekaperte Thema Migration ging. In Traiskirchen befindet sich Österreichs Asyl-Erstaufnahmezentrum. Eine Bundeseinrichtung, die seit 2015 massiv in der Kritik gestanden hatte. Babler managte besonnen die sich daraus ergebenden sozialen Dynamiken in einer niederösterreichischen Kleinstadt und kritisierte die polemische Art, mit der ÖVP und FPÖ die damalige Situation destruktiv ausschlachteten und vor allem die Überbelegung des Lagers. In dieser Rolle wirkte Babler sehr zu Hause.
Seinen Wechsel in die Bundespolitik begründete er mit dem Hickhack zwischen Parteichefin Rendi-Wagner und ihrem Herausforderer Doskozil, der eine unbelastete Alternative erfordere. Drei Tage vor der Wahl tauchte das Video eines Videopodcasts aus dem Jahr 2020 auf, in dem Babler die EU als das »aggressivste außenpolitische militärische Bündnis, das es je gegeben hat«, bezeichnet. Später ruderte Babler zurück. Er sei »keinesfalls für einen EU-Austritt«. Und jetzt wird gerätselt: Haben die Delegierten Babler trotz dieser Aussagen zum Parteichef gewählt oder viel eher wegen dieser Aussagen?
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.