Dibedibedab

Mein Enkel, der russische Präsident und das Nato-Manöver »Air Defender«

Verlassene Sowjetkaserne, von kreativen Graffiti-Künstlern aufgehübscht
Verlassene Sowjetkaserne, von kreativen Graffiti-Künstlern aufgehübscht

»Putin hat mich gehauen!«, beklagte sich unlängst unser Enkel bitterlich bei mir. Ich war sprachlos, was mir selten passiert. Eine Nachfrage klärte die Irritation auf: Putin heißt ein Knirps in der Kitagruppe meines Enkels. Während mein Mann unseren Dreijährigen belehrte, dass er sich nicht alles gefallen lassen dürfe, sonst würde ihm Putin immer wieder wehtun, setzte ich auf Deeskalation und Dialog: Er müsse den Prügelknaben verbal in die Schranken weisen, ihm klarmachen, dass Hauen und Schlagen gegen alle Moralkodizes und moderne Rechtsgrundsätze verstießen. So redeten wir beide auf den Kleinen ein, bis er sich wortlos von uns ab- und sich wieder dem »Kikaninchen« zuwandte, das auf dem Bildschirm lustige Purzelbäume schlug: »Dibedibedab.« Ich weiß nicht, wessen Ratschlag unser Enkel befolgte. Jedenfalls haben wir von ihm seitdem keine Klagen mehr über Putin gehört.

Putin ist übrigens nicht nur ein Nach-, sondern auch ein populärer Vorname. Er leitet sich aus dem russischen Wort »Putj« (Weg) ab und könnte nach einer etymologischen Interpretation darauf hindeuten, dass das Kind auf oder an einer Straße geboren wurde. Über Herkunft und früheste Kindheit von Wladimir Putin rätselt der Boulevard gern, der russische Präsident selbst hält sich bedeckt. Gegenüber der britischen »Sun« behauptete eine Vera Putina 1999, die leibliche Mutter des russischen Präsidenten zu sein. »Wowa« wäre die Frucht einer Affäre mit einem verheirateten Mann und am 7. Oktober 1950 in Georgien geboren worden; ihr zweiter Mann sei dem Jungen nicht wohlgesonnen gewesen, weshalb sie ihn zur Adoption freigab. Vera Putina soll jetzt im Mai im Alter von 96 Jahren in Tiflis verstorben sein. Wie auch immer: In Ostdeutschland sind noch vielerorts Anfang der 90er Jahre verlassene Sowjetkasernen zu finden. Der 9. Juni war einst Tag der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland, die in Zeiten des Kalten Krieges in der DDR bis zu einer halben Million Mann unter Waffen hatten. Nun ja, ab Montag düsen 250 Nato-Kampfjets im Rahmen des Manövers »Air Defender 23« über unsere Köpfe. Dai bog, schtoby wsje proschlo choroscho. Geb’s Gott, dass alles gut geht. ves

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