- Politik
- Personalie
Überzeugungstäter
Bischof Rolando Álvarez sitzt im Gefängnis und will trotzdem Nicaragua nicht verlassen
Es war seine zweite Chance auf den Abgang ins Exil: Bereits im Februar hatte sich Bischof Rolando Álvarez geweigert, sich wie 222 andere politische Gefangene aus Nicaragua in einer Nacht- und Nebelaktion in die USA abschieben zu lassen. Tags darauf wurde er am 10. Februar wegen »Rebellion« und Aufstachelung zum Widerstand zu 26 Jahren Haft verurteilt und in Einzelhaft gebracht – ins berühmt-berüchtigte Gefängnis von La Modelo. Seitdem haben der Vatikan, die nicaraguanische Bischofskonferenz und andere internationale Akteure wie der brasilianische Präsident Luiz Inácio »Lula« da Silva versucht, sich für seine Freilassung einzusetzen. Diese Woche versuchte der Vatikan sein Glück, doch die Verhandlungen zwischen der sandinistischen Regierung und einem Gesandten des Vatikans sind gescheitert. Laut diplomatischen und kirchlichen Quellen, die den Gesprächen nahestehen, lehnte der Ordensmann die Bedingungen für die Ausreise aus dem Land und die Übersiedlung ins Exil nach Rom ab.
Teller und Rand ist der nd.Podcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.
Der 56-jährige Bischof von Matagalpa fordert unter anderem seine bedingungslose Freilassung, ebenso wie die der anderen inhaftierten und vom Regime verurteilten Priester. Das wird von Präsident Daniel Ortega abgelehnt, der mit seiner Frau und Vizepräsidentin Rosario Murillo Nicaragua autokratisch regiert.
Ausgehend von Protesten gegen eine Rentenreform im April 2018, entwickelten sich in Nicaragua in jenem Jahr gewalttätige Auseinandersetzungen, bei denen laut Menschenrechtsorganisationen über 500 Zivilist*innen ums Leben kamen. Neben dem inzwischen exilierten Weihbischof von Managua Silvio Baez wurde Álvarez zu einem Sprachrohr der Dissident*innen. »Heiliger Gott. So viel Tod, so viel Schmerz. Stoppt diese Barbarei«, schrieb er im Juli 2018 auf Twitter.
Warum er auch die zweite Chance auf einen Abgang ins Exil ausschlug, erklärte der mit ihm befreundete honduranische Bischof José Antonio Canales auf seiner Facebook-Seite: Bischof Álvarez »will Nicaragua nicht verlassen«. Er wolle »frei sein, bedingungslos, in seinem Land«. Martin Ling
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.