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Stuttgart demontiert den SC Freiburg im Ländle-Duell
Zweites Heimspiel, zweiter 5:0-Sieg. Der VfB Stuttgart ist im eigenen Stadion derzeit eine Macht
Man hat dem Umfeld des VfB Stuttgart ja schon häufiger überzogene Ansprüche vorgeworfen. Doch die Freude über das 5:0 im badisch-schwäbischen Duell gegen den SC Freiburg, das zweite 5:0 im zweiten Saison-Heimspiel, die blieb absolut im Rahmen. »Die Nummer eins im Land sind wir«, sang die Cannstatter Kurve zwar, meinte dabei aber eindeutig das Bundesland, also das »Ländle«. Auch dass der nach dem peinlichen Auftritt der eigenen Mannschaft demoralisierte Freiburger Anhang, der bald ein paar Europa-League-Spiele sehen darf, noch einen mitbekam, gehört zur Fußball-Folklore in regional aufgeladenen Duellen: »In Europa kennt euch keine Sau.«
Dabei war das Problem des Sportclubs am Samstag nun wirklich nicht die europäische Perspektive. Denn was das Team, das die ersten beiden Saisonspiele gegen Hoffenheim und Bremen noch gewonnen hatte, in Stuttgart ablieferte, hatte in 80 von 90 Minuten nicht einmal Bundesliganiveau. Freiburg verlor nach ordentlichem Beginn fast alle entscheidenden Zweikämpfe und schien sich nach dem frühen 0:3-Rückstand nach nicht einmal 20 Minuten nicht entscheiden zu können, ob es eine Aufholjagd anvisieren oder noch Schlimmeres verhindern wollte. Die Folge war ein einseitiges, fast demütigendes Spiel, in dem Stuttgart alle Räume bekam, um ein leichtfüßiges und effizientes Angriffsspiel aufzuziehen. »Der Gipfel der Nicht-Kommunikation war das 3:0«, ärgerte sich SC-Trainer Christian Streich. »Das sah aus wie ›zehn gegen null‹, ohne Gegenspieler.«
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Die Länderspielpause komme nun zur Unzeit: »Wir müssten uns jetzt eingraben, schonungslos analysieren und ganz hart trainieren.« Eine Spitzenmannschaft, wie in manchen Gazetten behauptet, sei sein Team sowieso nicht. »Da lache ich mich tot.« In den vergangenen Jahren habe es für den SC immer nur eine Richtung gegeben: »Immer den Berg rauf.« Intern habe man aber stets gewusst, woran man sei. Also offenbar eher im Mittelgebirge als auf Alpengipfeln. Dass das Abwehrverhalten beim vierten und fünften Gegentreffer nicht besser ausfiel, dürfte Streichs Laune auch nicht verbessert haben.
Bestens aufgelegt war hingegen Stuttgarts Sportdirektor Fabian Wohlgemuth, der höflich behauptete, das Ergebnis sei vielleicht einen Tick zu hoch. Dabei hätte es noch deutlicher ausfallen können als 5:0 nach den beiden Toren von Serhou Guirassy (17./19.) und Chris Führich (8./62.) sowie Enzo Millot (75.). Guirassy hat nun schon fünf Saisontreffer auf dem Konto, und so richtig können sie es beim VfB immer noch nicht fassen, dass ausgerechnet ihr wichtigster Mann in diesem Sommer nicht den Verein verlassen hat. Glaubt man den Beteuerungen von Sportdirektor Fabian Wohlgemuth und Trainer Sebastian Hoeneß, hat es in den Tagen vor Ablauf der Transferfrist nicht einmal ernsthafte Anfragen, beispielsweise aus der Premier League, gegeben. Was erstaunlich ist, schließlich suchen ja angeblich ein paar Dutzend Spitzenvereine den Typus Guirassy, der im Strafraum alles kann und darüber hinaus auch ein mitspielender, vergleichsweise mannschaftsdienlicher Zeitgenosse ist.
Im Gegensatz zu den Führungsspielern Wataru Endo, Konstantinos Mavropanos und Borna Sosa, die allesamt in den vergangenen drei Wochen ins Ausland wechselten, ist der Franzose aber immer noch da. »Darüber habe ich mich vor sechs Wochen gefreut, vor vier auch, und jetzt freue ich mich immer noch«, sagte Wohlgemuth, der die Hochstimmung beim eigenen Anhang originell einordnete: »Wenn man zu unseren Spielen kommt, kann man sicher sein, dass man viele Tore sieht.«
Die beiden hohen Heimsiege und die 1:5-Niederlage bei RB Leipzig bescheren dem VfB nun nach drei Spielen das unorthodoxe Torverhältnis von 11:5. Selbst wenn einer der Treffer (nach einem Lapsus in Leipzig) auf das Konto von Alexander Nübel geht – der neue Keeper ist für den Stuttgarter Höhenflug mindestens genauso wichtig wie die spektakuläre Offensivabteilung. Sicher bei Flanken, gut im Stellungsspiel und zuverlässig auf der Linie – der VfB hat nach zwei fürs wohlgesonnene Publikum nervenaufreibenden Jahren endlich wieder einen Torwart, der die ganze Defensivformation stabilisiert. Es deutet also einiges darauf hin, dass dem »richtig guten Saisonstart«, den Trainer Hoeneß bilanzierte, nicht zwangsläufig 31 miserable Stuttgarter Spiele folgen müssen.
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