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Geht Berlin das Trinkwasser aus?
Im Sommer führt die Spree immer weniger Wasser. Und die ist die wichtigste Quelle zur Versorgung der Hauptstadt
Flüsse haben Niedrigwasser und in Seen bilden sich neue Inseln – der Osten Deutschlands scheint auszutrocknen. Was ist da los?
Das ist nicht nur im Osten so. Auch der Rhein hat mitunter ziemlich wenig Wasser. Auf der Elbe ist das Problem ähnlich. Insgesamt ändern sich offenkundig mit dem Klimawandel auch die Niederschlagsmuster in Europa. Das bedeutet: weniger Wasser in Flüssen und Seen. Und das Problem ist im Osten schwerwiegender als in anderen Teilen Deutschlands.
Für die Trinkwasserversorgung in Berlin ist der Müggelsee wichtig. Er wird bekanntlich durch die Spree mit Wasser versorgt. Jetzt sagen Experten, dass die Hauptstadt bald ein Trinkwasserproblem bekommt. Ist das Panikmache?
Als Universalgelehrter der nd.Redaktion weiß der Wissenschaftsjournalist Dr. Steffen Schmidt auf fast jede Frage eine Antwort – und wenn doch nicht, beantwortet er eben eine andere. Alle Folgen zum Nachhören auf: dasnd.de/schmidt
Nein, das ist ein ernstes Problem. Es ist ja schon seit vielen Jahren bekannt, dass die Spree in ihrem Lauf massiv gestört wird durch den Braunkohleabbau in der Lausitz. Dort wurden riesige Löcher gegraben. Und um die nicht dauernd absaufen zu lassen, werden dort Unmengen Grundwasser abgepumpt. Das hat natürlich ein großes Grundwasserdefizit in der Region zur Folge. Wir haben davon in Berlin bisher nicht so viel gemerkt, weil das Grundwasser aus den Tagebauen in die Spree gepumpt wird. Inzwischen ist es eben so, dass im Sommer ohne diese Wasserpumpen der Fluss kaum noch Wasser führt.
Das heißt also, der Klimakiller Braunkohle hat auch seine guten Seiten?
Nein. Ein Kohlegroßkraftwerk verbraucht mehr Wasser als viele tausend Haushalte – vor allem für die Kühlung. Das dafür verwendete Wasser ist zwar nicht weg, weil es verdunstet. Aber es regnet Gott weiß wo ab. Und eben nicht unbedingt da, wo wir es brauchen.
Es gibt den Plan, nach Ende der Tagebaue Wasser aus der Elbe zu pumpen und damit die Spree-Einleitungen zu ersetzen.
Eigentlich nur dann, wenn die Elbe zuviel Wasser führt. Dann soll der Überschuss in die Tagebaurestlöcher gepumpt werden. Dort könnte es gewissermaßen als Reserve dienen und den Grundwasserspiegel anheben.
Ein kluger Plan: Den Überschuss an der Stelle einleiten, wo das Wasser fehlt.
Das wäre, wenn es so liefe, eine gute Idee. Man darf aber nicht übersehen, dass der Betrieb der vorgesehenen Pumpen sehr energieaufwändig wäre.
Mir scheint, als ob das Problem ein anderes wäre: unser Pro-Kopf-Verbrauch an Wasser...
… der übrigens in Dresden und selbst Berlin geringer als in Hamburg ist.
Verstehe, der sparsame Ossi. Aber warum benutzt man beispielsweise kein Regenwasser für die Toilettenspülung?
Gute Idee mit nur einem gravierenden Nachteil: Gerade in Großstädten wohnen die meisten Menschen in Mehrfamilienhäusern, zum Teil in ziemlich alten. Das heißt, du müsstest dort komplett neue Wasserleitungsnetze installieren. Der Aufwand ist erheblich. Was allerdings einfacher wäre: Bei vielen dieser älteren Häuser müssen die Dächer gemacht werden. Man könnte gerade da, wo die Besiedlung nicht ganz so dicht ist, die unsinnige Praxis, das Regenwasser von den Dächern in die Kanalisation zu leiten, beenden. Dafür müsste aber die ganze Kanalisation umgestellt werden.
Das dauert vermutlich eine halbe Ewigkeit.
Nicht unbedingt. Der Bau unserer jetzigen Kanalisation in Berlin hat keine 30 Jahre gedauert.
Und bis dahin schränken wir uns drastisch ein: Am Sonntag ist Badetag.
Dass man jeden Tag zweimal duschen muss, halte ich sowieso für Blödsinn. Schon aus dermatologischer Sicht.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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