- Kultur
- Was ist rechts?
Die Demokratie anzünden
Alles was rechts ist (Teil 1): Rechte Parteilinge
Alles, was rechts ist: Die Rechten werden immer mehr, auch wenn manche beharrlich behaupten, sie seien gar nicht rechts, oder angestrengt versuchen, sich als etwas anderes auszugeben. Um einen Überblick zu behalten, wer und was sich mittlerweile alles in der rechten Ecke tummelt, wird der Satiriker Maik Martschinkowsky jeden zweiten Dienstag in der neuen Serie »Alles, was rechts ist« die wichtigsten Strömungen im nd-Feuilleton vorstellen und analysieren.
- Rechte Parteilinge sind auch bekannt als: Opportunistische Volks-Aufreger.
- Motto: Heil Höcke! (Kann sich jederzeit ändern)
- Weltbild und Ziele: Rechte Parteilinge wollen aufräumen. Ausmisten. Entsorgen. Entfilzen, entgiften und grundreinigen. Kurz: beherzt nach dem Volksmob greifen und einmal alles ordentlich durchweideln. Denn, so das Werbeversprechen der patriotischen Putzkolonne, wenn erst mal alles in einem politisch, kulturell und auch sonst sauberen Zustand ist, werden Nation und Volk in neuem Glanze erstrahlen. Und mit ihnen alle, die dazu gehören … dürfen. Dass bei der Putzerei auch mal die Wahrheit verwischt, Fakten unter den Teppich gekehrt werden und ordentlich Staub aus der Vergangenheit aufwirbelt, gehört halt dazu. Wichtig ist den Parteilingen letztlich nur, dass alles, was Volk, Kultur und Nation in ihren Augen schwächen oder beschmutzen könnte, wegkommt. Am wichtigsten ist ihnen aber, dass sie selbst eine gute Stellung haben. Denn am Ende gilt das Rechts des Stärkeren.
Die Rechten werden immer mehr, auch wenn manche beharrlich behaupten, sie seien gar nicht rechts, oder angestrengt versuchen, sich als etwas anderes auszugeben. Um einen Überblick zu behalten, wer und was sich mittlerweile alles in der rechten Ecke tummelt, analysiert der Satiriker Maik Martschinkowsky in unserer Serie »Alles, was rechts ist« die wichtigsten Strömungen. Weitere Texte lesen.
- Erscheinungsbild: In ihrer wahren Gestalt sehen Rechte Parteilinge aus wie fiese Horror-Clowns, die braune Luftballons aus aufgeblasenem Mist verschenken. Meist tarnen sie sich allerdings als unruhig in den Stühlen lümmelndes Trüppchen im Parlament, das leidenschaftlich die Demokratie anfeuert. Nee, nicht anfeuert … anzündet.
- Auftreten / Charakter: Rechte Parteilinge inszenieren sich gerne als heroische Widerständler*innen gegen »DAS Establishment«. Während dabei in den niederen Rängen eine Neigung zu markig-provokanten Sprüchen vorherrscht, haben die führenden Positionen gelernt, zumindest für Interviews rhetorische Kreide zu fressen, um ihre Aussagen weicher klingen zu lassen, als sie eigentlich sind.
- Sonstige Merkmale: Rechte Parteilinge gehören in der Regel zu dem von ihnen offiziell stark behassten Establishment.
- Spezialfähigkeit: Ein unbedingter Wille zur Macht in Kombination mit nicht vorhandenem Rückgrat macht die Parteilinge enorm flexibel und wandlungsfähig.
- Strategie: Der Gesellschaft vorschreiben, was sie gefälligst unter »normal« zu verstehen habe, und dem sogenannten »kleinen Mann« erklären, welche Sorgen er sich am besten machen sollte. Und natürlich dem linksgrün-islamistisch-amerikanischen-Nazi-Marionetten-Tiefenstaat BRD GmbH das Geld entziehen. Etwa in Form von Bundestags-Gehältern.
- Wichtigste Medien: Anekdotische Erzählungen, umgehende Gerüchte, Facebook, Tiktok (#cringebydefault), Überschriften der Bild-»Zeitung« und ein dubioses »Nachrichten«-Portal namens »Deutschland-Kurier«.
- Einfluss auf einer Skala von1 (Minimum) bis 10 (Maximum): aktuell10. Vor allem auch dank Zuarbeit sogenannter bürgerlicher Parteien.
- Marschiert gut mit: Rechtskonservativen, Besorgten Bürgern, Liberal-Konservativen, überaus besorgten Bürgern, Rechtsintellektuellen und sehr besorgniserregenden Bürgern.
- Interne Differenzen mit: Niemandem, solange sie nützlich sind.
- Erzfeinde: Jeweils das, was gerade am meisten Stimmen einbringen kann. Und andere Parteilinge natürlich.
- Mögliche Gegenstrategie: Das beste Mittel im Kampf gegen Rechte Parteilinge stellt vermutlich eine gerechte Sozial-, Finanz- und Wirtschaftspolitik dar. Weil das aber irgendwie nicht stattfindet, muss leider auf weniger effektive Mittel zurückgegriffen werden. Erfahrungsgemäß könnte etwa das Anfachen interner Konflikte erheblichen Schaden unter den Parteilingen anrichten. Mitunter ist es auch hilfreich, die aufgeblähten Bullshit-Ballons, mit denen »die kleinen Leute« angezogen werden sollen, gut getimed und möglichst laut platzen zu lassen.
Maik Martschinkowsky ist Autor, Kabarettist, Satiriker und Hörspielmacher – und festes Mitglied der Lesebühne »Lesedüne«, die zwei mal monatlich im SO36 in Berlin Kreuzberg stattfindet. Er hat mehrere Bücher und Hörspiele veröffentlicht, 2024 geht er mit seinem neuen Solo-Programm »Das wird man ja wohl noch differenzieren dürfen« auf Tour.
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