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Der große Tröster Johnny Cash
Ein opulenter Bildband für den »Man in Black« zum 20. Todestag
»Der Junge, der einmal zu Johnny Cash heranwachsen sollte, wurde 1932 geboren, im schlimmsten Jahr der Großen Depression, in der noch ungezähmten Wildnis des südlichen Arkansas. Seine Eltern waren Baumwollpflanzer, die auf den Feldern rackerten, ohne Aussicht darauf, ihre finanzielle Lage großartig verbessern zu können. Er war aber auch der Enkel von Baptistenpredigern, die durch die Gemeinde zogen und den Menschen Hoffnung machten, dass hinter all den düsteren Wolken ein himmlisches Dasein auf sie warte.«
So beginnt der opulente Bildband, der das Leben des Countrysängers Johnny Cash in seinen Liedern abbildet. Und damit ist eigentlich schon alles gesagt über ihn und seine Musik, diesen »großen Tröster in dieser an Tröstern so armen Welt«, wie es Wiglaf Droste zu seinem Tod vor 20 Jahren, am 12. September 2003 in der »Jungen Welt« geschrieben hat. In diesem Nachruf findet sich auch der schöne Satz: »Johnny Cash war eine Primzahl, teilbar nur durch sich selbst und durch eins«.
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Der Bildband wird ergänzt von Texten von John Carter Cash. Sein Vater bezeichnete sich nach einem Song von 1971 als »Man in Black«, was dann sein Markenzeichen wurde. Er sang von Dämonen, Drangsal, Hoffnung und durchaus auch in kitschiger Form. Und er sang sein Leben lang die Gospellieder, die ihm als kleiner Junge seine Mutter auf dem Klavier vorgespielt hatte.
Auf Sun Records erschien 1956 sein erster Hit »I walk the line«. Er handelt vom Geradeausgehen und -sehen: Es gibt viele abgründige Angebote, trotzdem wird der einen Liebe treu geblieben, denn es geht um die Ehre. Der okayste Konservativismus des okaysten Konservativen im Pop. Sehr gut ist auch der Song »Get Rhythm« aus demselben Jahr. Am Anfang war noch nicht ganz klar, macht er jetzt Rock’n’Roll oder Country? Bei Sun waren damals ja auch Elvis Presley, Carl Perkins und Jerry Lee Lewis.
Cash wurde dann ein großer Country-Star, dessen Karriere sich aber in den 80er Jahren dem Ende zuneigte. Und als seine Kreativität und sein Image schon ziemlich hinüber waren, begann er ab 1994 die großartigen »American Recordings«, produziert von Rick Rubin. Schlicht und ergreifend. Die erste Folge sollte eigentlich »Late and Alone« heißen. Darauf sang er, der »Man in Black«, auch wichtige Coverversionen, die in diesem Buch extra vermerkt sind, wie »Bird on the Wire« von Leonard Cohen, »I won’t back down« von Tom Petty und Jeff Lynne oder »Hurt« von Trent Reznor. Merke: »Country ist nicht das, was uns das Fernsehen erzählt hat« (Franz Dobler).
Johnny Cash – The Life in Lyrics: Sein Leben, seine Texte. A. d. Amerik. v. Alexander Wagner, Stefan Rohmig, Philip Bradatsch und Bernd Gockel. Btb-Verlag, 384 S., geb., 48 €.
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