Wagenknecht-Partei BSW: Wirtschaft vor Gerechtigkeit

Wolfgang Hübner über den Start der Wagenknecht-Partei

Am Ende ging es schneller als erwartet: Mit dem Austritt von Sahra Wagenknecht und einigen Getreuen aus der Linkspartei am Montag ist ein klarer Schnitt vollzogen. Wagenknecht hat ein eigenes Projekt gestartet, das ihren Namen trägt und mit ihr steht und fällt. Monatelang hatten ihre Mitstreiter erklärt, auf ein Zeichen von ihr zu warten. Das Zeichen ist da, Die Linke erlebt einen tiefen Einschnitt. Im Januar wird die Wagenknecht-Partei gegründet.

Wohin deren Reise geht, ist schwer zu sagen. Auf der Pressekonferenz am Montag erzählten Wagenknecht und Co. nichts, was nicht längst von anderen Parteien vertreten wird. Alles ist schon da, weit verstreut über das Parteienspektrum: das Plädoyer für Industrie und Mittelstand, die Forderung nach sozialer Gerechtigkeit, der Ruf nach harten Migrationsregeln, der Wunsch nach Diplomatie statt Waffen, das Lamento über staatliche und gesellschaftliche Reglementierung. Ein Wünsch-dir-was aus allen politischen Himmelsrichtungen. Folgerichtig kommen Begriffe wie links oder sozialistisch im Gründungsmanifest des Wagenknecht-Bündnisses nicht vor, in dem Wirtschaft vor Gerechtigkeit rangiert.

Überlagert werden die Debatten rund um die Abspaltung von der Frage, was aus den 108 Mitarbeitern der Linksfraktion wird – die ohnehin nicht mehr lange besteht. Niemand will schuld sein an Entlassungen. Deshalb gilt als wahrscheinlich, dass Wagenknecht und Co. Teil der Fraktion bleiben, um den Apparat zu erhalten. Der soziale Gedanke ist verständlich; politisch wäre es eine absolute Groteske, dass zusammenbleibt, was nicht mehr zueinander gehören will. Beide Parteien – die alte und die neue – beteuern, sich nicht aneinander abarbeiten zu wollen. Warten wir das Wahljahr 2024 ab. Die Linke in Deutschland, steht zu befürchten, wird am Ende nicht gestärkt sein.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.