Ex-FDP-Politiker frei von Scham

Rüstungslobbyist und Ex-Bundesminister Dirk Niebel findet, aus dem Gaza-Streifen könne man einen Parkplatz machen

Dirk Niebel war schon als Chef des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung speziell. Der FDP-Mann empfand sich offenbar als eine Art zweiter Wirtschaftsminister. Und er nutzte seine Amtszeit 2009 bis Ende 2013, um etwa 40 Parteifreunden Jobs zu verschaffen.

Seit Anfang 2015 Cheflobbyist beim Panzerbauer Rheinmetall, kann er nun ohne Rücksichten auch mal meinungsmäßig auf den Putz hauen. Zwei Tage nach den Massakern der Hamas in Israel schrieb der Hauptmann der Reserve auf Facebook: »Ich finde ja, der Gaza-Streifen gäbe einen suuuper Parkplatz am Mittelmeer.« Sonnenbrillen-Smiley und Heiligenschein-Smiley. Darüber empörten sich viele, denn die naheliegendste Interpretation lautet: Gaza planieren. Niebels Parteifreundin Marie-Agnes Strack-Zimmermann nannte den Post »widerlich«. Auf Anfrage des »Spiegel« erklärte Niebel nun seine Motivation für die Äußerung: Er stehe mit seinem Wohnmobil »immer gerne an landschaftlich reizvollen Plätzen«. Der Gazastreifen habe »beim bedingungslosen Abzug Israels 2005 alle Voraussetzungen, ein solcher privilegierter Stellplatz (Parkplatz) zu werden«.

Das alles wirkt bemerkenswert dreist und nicht besonders intelligent. Es ist aber nicht überraschend, wenn man bedenkt, dass Niebel »Bild« erst im Juli eine reich bebilderte Homestory schenkte, die zugleich eine Art kostenlose Verkaufsanzeige war. Darin inszenierte der liberale Rüstungslobbyist sich nachträglich als Corona-Rebell: »Die Corona-Maßnahmen der Regierung Merkel und anderer EU-Staaten haben in mir den unbändigen Freiheitsdrang aufleben lassen: Ich lasse mich nicht einsperren!« Deshalb sei er zum »Camper« geworden. Sein 2021 gekauftes Siebeneinhalbtonner-Wohnmobil im Military-Look hat er »Horst« getauft. Jetzt wolle er es abstoßen – für 111 000 Euro, wie der 60-Jährige dem Blatt sagte. Der Grund: Er wolle einen noch größeren.

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