Serie »Lawmen: Bass Reeves«: Der Schwarze Marshall

Die Serie erzählt vom Leben des legendären ersten Schwarzen US-Marshalls

  • Florian Schmid
  • Lesedauer: 3 Min.
Dass Bass Reeves (David Oyelowo) ein System vertritt, das gegen Menschen rassistisch vorgeht, führt zu inneren Konflikten.
Dass Bass Reeves (David Oyelowo) ein System vertritt, das gegen Menschen rassistisch vorgeht, führt zu inneren Konflikten.

Der erste Schwarze Deputy US-Marshall namens Bass Reeves gilt heutzutage als Legende und ist eine wichtige Figur der US-amerikanischen Populärkultur. 1838 geboren, wurde er als Sklave gezwungen, auf Seiten der Konföderierten in den amerikanischen Bürgerkrieg zu ziehen, bis er schließlich in die Freiheit floh und sich im Territorium der indigenen Seminolen bis Kriegsende versteckte. Nachdem er als Farmer gearbeitet hatte, wurde er 1875 wegen seiner Kenntnisse indigener Sprachen in Arkansas als Deputy Marshall angestellt. Bass Reeves taucht in unzähligen Filmen, Serien, Büchern, Computerspielen und Comics auf, zuletzt auch in dem außergewöhnlichen Black-Western-Epos »The harder they fall«. In Arkansas ist sogar eine Brücke nach ihm benannt und in Fort Smith steht eine Reiterstatue des streitbaren Marshalls. Nun erzählt Paramount+ die Biografie dieser legendären Figur in der achtteiligen, starbesetzten Serie »Lawmen: Bass Reeves«. Es ist eine eigenwillige, aber sehr flott inszenierte Mischung aus actionreicher Wildwest-Revolverheldengeschichte und einem rassismus- und sozialkritischen Historiendrama mit David Oyelowo in der Titelrolle.

»Lawmen: Bass Reeves« erzählt vor allem vom hierarchischen und gewaltförmigen Verhältnis weißer Amerikaner zu nichtweißen Menschen, egal ob Schwarze oder Indigene. Das beginnt schon in der Eröffnungsszene im Bürgerkrieg und geht weiter bei einem bizarren Pokerspiel, in dem Bass Reeves mit seinem Sklavenhalter um seine mögliche Freilassung spielen muss, setzt sich dann nahtlos fort, wenn Bass nach seiner Flucht längere Zeit im indigenen Reservat verbringt und mündet in seiner Arbeit als Marshall.

Dabei wird kein allzu positives Bild der Polizeiarbeit im Arkansas des 19. Jahrhunderts gezeichnet. Bass Reeves lehnt sich vielmehr gegen die Brutalität und rassistische Ignoranz seines Kollegen Sherrill Lynn (Dennis Quaid) auf und schmeißt erst mal seinen Job hin, bis er wegen genau dieser moralischen Integrität von Richter Isaac Parker (Donald Sutherland) zum Beamten gemacht wird. Die Frage, ob er damit zum Werkzeug eines letztlich rassistischen und ungerechten Systems wird, stellt sich Bass Reeves, der bis zu seinem 70. Lebensjahr für die Strafverfolgungsbehörden arbeitete, in der Serie immer wieder.

Denn der US-Marshall muss regelmäßig ins Territorium der Indigenen reiten und dort Haftbefehle vollstrecken. Dabei begegnet er bald auch dem indigenen Ganoven Billy Crow (Forrest Goodluck), mit dem ihn bald eine eigenwillige Beziehung verbindet. Denn statt wild loszuballern, wie einige seiner Marshall-Kollegen das tun, redet Bass Reeves vielmehr mit den Menschen und versucht zu verhandeln, womit er nicht selten auch zwischen allen Stühlen sitzt. Das hat vor allem auch damit zu tun, dass er ohne rassistische Vorurteile und ohne eingeschliffene Praxis repressiver Gewaltanwendung gegen Verdächtige vorgeht. Das wirkt stellenweise etwas moralisierend, zeigt aber auch, wie prägend rassistische Ausgrenzung in den USA für staatliches und ordnungspolitisches Handeln in den Jahren nach dem Bürgerkrieg war.

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Dabei zeigt »Lawmen: Bass Reeves« keine der üblichen Klischees über Indigene, wie sie sonst in der Kulturindustrie lange Zeit inszeniert wurden, sondern versucht, sich vielmehr detailgenau an sozialhistorischen Gegebenheiten abzuarbeiten. Es geht aber auch um Bass Reeves Familienleben, die Arbeit als Farmer, um den Alltag im ländlichen und kleinstädtischen Arkansas in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und um die immer wiederkehrende Gewalt weißer Rassisten, die den Marshall unter Druck setzen und dabei auch seine Familie bedrohen. Mit diesem rassismuskritischen Fokus arbeitet »Lawmen: Bass Reeves« einen Teil der US-amerikanischen Geschichte auf, der im Western-Genre bisher eher vernachlässigt wurde, jetzt aber eine immer größere Rolle spielt.

Verfügbar auf Paramount+

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