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Finanztrickser wird Wirtschaftsminister in Argentinien
Argentiniens neuer Wirtschaftsminister Luis Caputo ist vor Gericht kein Unbekannter
Argentiniens ultrarechtem Präsidenten Javier Milei mag es an vielem fehlen, nicht aber an Flexibilität. Nachdem er als Sicherheitsministerin mit Patricia Bullrich seine Konkurrentin aus der ersten Runde der Präsidentschaftswahl nominiert hat, zeigt er mit der Wahl des Wirtschaftsministers erneut, wie ernst es ihm mit seinem Ansinnen ist, mit dem politischen Establishment aufzuräumen. Seine Wahl fiel auf Luis Caputo, der genau wie Bullrich sowohl zur Kaste, aber entscheidender zur neoliberalen PRO-Partei von Ex-Präsident Mauricio Macri (2015-2019) gehört. Der bekommt seine Unterstützung in der Stichwahl nun vergolten, indem Milei Macri-Parteigänger in wichtige Kabinettspositionen hievt.
Luis Caputo ist eine illustre Figur; sein Mentor Macri titulierte ihn mal als »Messi der Finanzen«. Caputo ist in der Tat für Tricksereien bekannt, die allerdings die Argentinier*innen weit weniger beeindruckt und begeistert haben als die Kabinettstückchen des Weltfußballers auf dem Rasen. Im Jahr 2017 tauchte sein Name im Rahmen der Paradise-Papers-Untersuchung als Anteilseigner des Unternehmens Noctua auf den Kaimaninseln zwischen 2009 und 2015 auf. Eine Rolle, die Caputo in eidesstattlichen Erklärungen verschwieg, weswegen ein Verfahren gegen ihn läuft.
Es ist nicht die einzige dubiose Geschichte im Leben des sechsfachen Familienvaters und Onkels von Mileis Chefstrategen Santiago Caputo. Seit 2021 läuft eine weitere Klage gegen den Ex-Banker von JP Morgan und Deutsche Bank, der in der Ära Macri zuerst Finanzminister und später kurz Chef der argentinischen Zentralbank war. Die Gerichte untersuchen, ob es unter seiner Führung im Finanzministerium bei dem 2018 beim IWF beantragten Rekordkredit über 57 Milliarden Dollar »betrügerische Verwaltung und Betrug an der öffentlichen Verwaltung« gegeben hat. Eine interne Untersuchungskommission des IWF kam Ende 2021 zu dem Schluss, dass der Kredit gemessen an den eigenen, üblichen Vergabekriterien eine Fehlentscheidung gewesen sei. Dasselbe lässt sich über Caputos Wahl zum Finanzminister sagen. Martin Ling
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