Wegen Mietschulden: Rund 30.000 Zwangsräumungen in Jahr 2022

In Berlin kam es zu deutlich mehr Zwangsräumungen als im Vorjahr – auch Bremen und Brandenburg sind stark betroffen

Mietschulden haben im vergangenen Jahr zu Zwangsräumungen von Zehntausenden Wohnungen geführt. Mehr als 27 319 Wohnungen wurden 2022 zwangsweise geräumt, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linke-Abgeordneten Caren Lay im Bundestag hervorgeht.

In Berlin ist die Zahl der Zwangsräumungen im Vergleich zum Vorjahr besonders drastisch gestiegen – um knapp 15 Prozent. Nach Angaben der Bundesregierung waren es in der Hauptstadt 1931 Räumungen, nach 1668 im Jahr 2021. Auch Brandenburg und Bremen waren überproportional stark betroffen.

Bundesweit wurden nach Angaben des Ministeriums mindestens 27 319 Wohnungen 2022 zwangsweise geräumt. Die meisten Fälle gab es demnach in Nordrhein-Westfalen (8690), Bayern (2579), Niedersachsen (2288) und in Sachsen (2265). Gemessen an den Zahlen von Einwohnerinnen und Einwohnern verzeichnen Brandenburg (1085), Bremen (413), Sachsen, Nordrhein-Westfalen und Hamburg (902) die meisten Zwangsräumungen.

Linke-Politikerin Lay forderte, dass Kündigungen bei Nachzahlungen der Mietrückstände aufgehoben und »Räumungen in die Wohnungslosigkeit« verboten werden müssten. »Wenn die Bundesregierung nicht handelt, werden noch mehr Menschen ihre Wohnungen und ihr Zuhause verlieren, denn die Mieten werden extrem angehoben«, sagte Lay. »Jede Zwangsräumung ist eine zu viel.«

Bei der Gesamtzahl der Zwangsräumungen geht Lay sogar von rund 30 000 im Jahr 2022 aus. Grund ist, dass die Bundesregierung nicht zu allen Ländern Angaben gemacht hat. Zählt man fehlende Daten zu Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein hinzu, wie sie in der Deutschen Gerichtsvollzieher Zeitung aufgeführt sind, kommen zur Gesamtzahl noch einmal rund 2000 Wohnungen hinzu, wie die Linke betont. Im Vorjahr waren mehr als 29 000 Wohnungen in Deutschland zwangsgeräumt worden.

Dass immer mehr Menschen ihre Mietschulden nicht begleichen konnten, dürfte vor allem am starken Anstieg der Wohnkosten liegen. Nicht nur sind seit Anfang 2022 die Mietpreise in die Höhe geschossen, auch die Wohnnebenkosten. Die Kosten für Strom und Gas sind seit Beginn des Russland-Ukraine Krieges drastisch gestiegen. Laut dem Geschäftsführer von Mineko, einem Unternehmen, das sich auf die Prüfung von Nebenkostenabrechnungen spezialisiert hat, sind Mieter*innen 2022 mit Nachzahlungen in Höhe von durchschnittlich 581 Euro konfrontiert. Das entspreche einer Erhöhung der Nebenkosten von 30 Prozent.

Die Einmalzahlungen für Geringverdienende und Studierende in Höhe von 200 Euro, mit denen die Ampel 2022 Haushalte mit niedrigen Einkommen entlasten wollte, konnten den drastischen Anstieg der Lebensunterhaltskosten kaum ausgleichen. Mit Agenturen

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