Einzelhandel: Verdi fordert Ergebnisse bei Tarifverhandlungen

Verdi drängt auf weitere Tarifverhandlungen, Handelsverband weist Forderung zurück

In den seit Monaten schleppend verlaufenden Tarifverhandlungen für den Einzelhandel hat die Gewerkschaft Verdi den Arbeitgebern vorgeworfen, sich Gesprächen zu verweigern. »Statt Nebelkerzen brauchen wir Ergebnisse«, sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Silke Zimmer der dpa. Die für den Fachbereich Handel zuständige Gewerkschafterin Zimmer reagierte damit auf Beratungen des Handelsverbandes über eine neue Tarifstruktur.

Dagegen teilte Steven Haarke, Tarifgeschäftsführer für den HDE, auf nd-Anfrage mit: »Wir haben immer gesagt, dass wir im neuen Jahr zunächst intern über das weitere Vorgehen in der laufenden Tarifrunde beraten müssen.« Die Beratungen seien komplex und dauerten an, hieß es. Aktuell fehle mit Blick auf die mehr als 60 ergebnislosen Tarifrunden eine Basis für weitere Gespräche mit der Gewerkschaft. »Uns fehlt ein Verhandlungspartner mit Abschlussvollmacht«, erklärte Haarke.

Zimmer bezeichnete die Haltung des HDE gegenüber der dpa hingegen als »skandalös, wenn das Ergebnis der ersten Sitzung des Tarifpolitischen Ausschusses des HDE im neuen Jahr keine angemessene Antwort auf die Problemlage der Beschäftigten« biete. Wegen niedriger Löhne seien laut Verdi rund 90 Prozent der Beschäftigten von Altersarmut bedroht. Viele arbeiteten für einen Niedriglohn und die Inflation habe für erhebliche Reallohnverluste gesorgt. »Teilweise wissen die Beschäftigten nicht, wie sie ihren Lebensunterhalt zahlen sollen«, sagte Zimmer im Gespräch mit »nd«.

Im Einzelhandel liegt der durchschnittliche Lohn deutlich unterhalb der Einkommen im Rest der Wirtschaft. Aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage des Linkenpolitikers Pascal Meiser geht hervor, dass Beschäftigte im Handel im Jahr 2022 im Schnitt 77,7 Prozent des Medianlohns der Gesamtwirtschaft verdienten.

»Deshalb sind nachhaltige, tabellenwirksame Entgelterhöhungen so wichtig«, betonte Zimmer mit Blick auf die niedrigen Einkommen. In Verhandlungen müssten die Erhöhungen durch legitimierte Strukturen mit gewählten Vertreter*innen auf Unternehmens- wie auf Gewerkschaftsseite erreicht werden, forderte sie. Die Landestarifkommissionen von Verdi seien bereit zu verhandeln und zu einem Abschluss zu kommen. Die Tarifverhandlungen für die annähernd fünf Millionen Beschäftigten werden regional geführt – je nach Region an verschiedenen Terminen.

In der laufenden Tarifrunde fordert die Gewerkschaft unter anderem mindestens 2,50 Euro mehr pro Stunde bei einer Laufzeit von einem Jahr. Je nach Region kommen weitere Forderungen hinzu. Die Arbeitgeber hatten zuletzt eine Erhöhung von insgesamt 10,24 Prozent bei zwei Jahren Laufzeit angeboten sowie eine Inflationsausgleichsprämie von 750 Euro.

Verdi hat in der Branche zunehmend mit Tarifflucht zu kämpfen. Immer weniger Einzelhandelsunternehmen sind bereit, sich tariflich zu binden, weshalb die Verhandlungen schleppend verlaufen. Laut Pascal Meiser von der Linkspartei war im Jahr 2022 im Einzelhandel nur jedes vierte Unternehmen tarifgebunden. Im Jahr 2010 lag die Quote noch bei knapp 50 Prozent, wie aus Zahlen von Verdi hervorgeht.

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