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Hertha BSC: Starker Fan-Protest und das bittere Ende eines Traums

Die Berliner verspielen in einer Woche zwei Ziele, die Fans werfen wirksam Tennisbälle gegen die DFL

Tennisbälle pflastern seinen Weg: Herthas Trainer Pal Dardai kommt nach dem Gespräch mit Ultras aus Ostkurve.
Tennisbälle pflastern seinen Weg: Herthas Trainer Pal Dardai kommt nach dem Gespräch mit Ultras aus Ostkurve.

»Das war nicht unsere Hertha«, hatte Pal Dardai nach den Niederlagen in der 2. Bundesliga beim SV Wehen Wiesbaden und am vergangenen Mittwoch im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen den 1. FC Kaiserslautern gesagt. Einerseits beklagte der Trainer von Hertha BSC damit die vielen verletzungsbedingten Ausfälle, andererseits war er auch mit den Auftritten seiner Fußballer nicht zufrieden. Und so wollte der Ungar sein Team gegen den Hamburger SV »marschieren« sehen. Nach dem Spiel am Sonnabend war Dardais Laune etwas besser: »Die Arbeit hat mir heute gefallen, wir haben wieder gekämpft.« Der Sieg ging mit 2:1 aber an den HSV, der die drei Punkte auch verdient aus der Hauptstadt mitnahm.

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Es war ein langer Abend im Berliner Westend. Bemerkenswerter als der Sport auf dem Platz waren dabei die Aktionen auf den Rängen. Der derzeit in allen Stadien übliche Fanprotest gegen die durchaus zweifelhaften Investorenpläne der Deutschen Fußball-Liga führten in Halbzeit eins zu einer fünfminütigen Unterbrechung. So weit, so normal. Im zweiten Durchgang stand das Spiel kurz vor dem Abbruch: Wieder wurden Tennisbälle auf den Rasen geworfen – im Olympiastadion mit der blauen Laufbahn schon eine Herausforderung. Diesmal aus der Ostkurve der Hertha-Fans. Nach 20 Minuten ohne Fußball und vielen Gesprächen bat Schiedsrichter Daniel Schlager die Teams in die Kabine.

Dardai, der während der Unterbrechung mit den Ultras im Austausch gestanden hatte, zeigte später Verständnis dafür: »Die Fans haben auch ihre Welt, dass muss man akzeptieren.« Vereinzelte Pfiffe aus anderen Blöcken zeigten, dass das lange Warten nicht jedem gefiel. Die sonderbare Stimmung machte Herthas Stadionsprecher Fabian Wachsmann mit mehreren unbeholfenen Versuchen nicht besser. »Protest in allen Ehren, aber jetzt ist mal gut«, forderte er beispielsweise. In einem hatte er Recht: »Die Botschaft ist angekommen.« Derartige Proteste zeigen gerade bei einem Livespiel im frei empfangbaren Fernsehen Wirkung.

Vollkommen daneben lag Wachsmann mit einer anderen Ansage. »Unterlassen Sie das Werfen von Gegenständen auf das Spielfeld, Sie stören damit auch den Spielfluss unserer Mannschaft.« Zwar zeigte auch der Zweitplatzierte aus Hamburg nicht viel, auf jeden Fall zu wenig für einen Aufstiegskandidaten. Aber bis zur Unterbrechung in der 53. Minute hatte nur der HSV Fußball gespielt – mit 65 Prozent Ballbesitz und einigen vielversprechen Torchancen in der ersten Halbzeit.

Erst als Schiedsrichter Schlager die Partie nach etwas mehr als einer halben Stunde wieder anpfiff, entwickelte sich ein Fußballspiel. Vier Minuten danach brachte Miro Muheim die Gäste in Führung. Und Hertha BSC wehrte sich plötzlich. Den Schwung brachte der nach einer Stunde Spielzeit eingewechselte Fabian Reese. Zwei Minuten später leitete der Flügelstürmer mit einem Distanzschuss den Ausgleich ein, Haris Tabakovic staubte zum 1:1 ab. Frisches Blut brachte dann auch den Hamburgern den Sieg: Ludovit Reis traf nach einer Flanke von Ransford-Yeboah Königsdörffer in der 83. Minute per Kopf zum 2:1.

Während der HSV wieder auf einem Aufstiegsplatz steht, hat Hertha BSC innerhalb einer Woche mit drei Niederlagen zwei Ziele verspielt. Mit nunmehr zehn Punkten Rückstand auf den Relegationsrang können die Berliner den direkten Wiederaufstieg wohl vergessen. Noch bitterer war das Aus im Pokal. Weil Hertha gegen einen schlechter platzierten Ligakonkurrenten »kampflos verloren« habe, wie Torschütze Reese nach dem 1:3 gegen Kaiserslautern kritisiert hatte. Und weil damit der Traum von Kay Bernstein vom Finale im Olympiastadion unerfüllt bleibt. Den verstorbenen Präsidenten der Hertha ehrten auch die Hamburger Fans noch einmal. »Der Kampf für deine Werte lebt weiter«, stand auf einem Banner. Dazu gehören auch Proteste wie am Sonnabend im Olympiastadion.

Als Mahnung, Bernsteins »Berliner Weg« weiterzugehen, waren dessen letzte Worte an die Anhänger nochmal beim Pokalspiel am Mittwoch im Olympiastadion zu lesen: »Lasst uns diese Gemeinschaft pflegen und stärken, um daraus Kraft zu gewinnen.« Noch mehr als Investoren macht den Hertha-Fans die Zukunft ihres Vereins Sorgen.

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