Michelle O’Neill: Republikanische Regierungschefin

Michelle O’Neill von Sinn Féin ist Nordirlands neue Erste Ministerin

Es ist ein historischer Schritt, ein Jahrhundert nach der Teilung der britischen Kolonie vor der Haustür: Erstmals stellt in Belfast die Partei Sinn Féin, die für ein vereintes Irland eintritt, die Spitze der Exekutive. Mit Michelle O’Neill entsprach nun das Regionalparlament Stormont dem Vorschlag der Partei mit den meisten Sitzen. So ist es im Karfreitagsabkommens von 1998 für die frühere Bürgerkriegsregion festgelegt.

Aber die pro-britische DUP boykottierte den Wahlsieger vom 2022 und lief gegen die Zollgrenze in der Irischen See nach dem Brexit Sturm. Nach einem Deal mit London spielt sie in der vorgeschriebenen Einheitsregierung Nordirlands nun doch als Zweite Geige mit.

First Minister Michelle O’Neill besitzt großes Geschick bei der Bewältigung politischer Krisen. Die nationale Fehde schwehlt weiter, doch erst einmal türmen sich vor der Katholikin Nordirlands soziale Probleme auf. O’Neill selbst wurde nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren, dafür 1977 in eine Familie irischer Republikaner im Dorf Clonoe in der historischen Grafschaft County Tyrone, einer Hochburg des Guerillakampfes. Ihr Vater, ein früherer IRA-Gefangener, machte Lokalpolitik für Sinn Féin, der Onkel sammelte bei Sympathisanten in den USA Geld für die irische Sache und republikanische Häftlinge.

Früh wurde die heutige Regierungschefin Mutter, aus einer kaufmännischen Lehre wechselte sie in die Politik. Fünf Mal in Folge saß O’Neill für Mid Ulster im Stormont, 2017 übernahm sie von der IRA-Legende Martin McGuinness den Fraktionsvorsitz. Die Vize-Chefin von Sinn Féin bringt zwei Jahre Erfahrung als stellvertretende Erste Ministerin mit. Der irisch-republikanische Slogan »Unser Tag wird kommen« bleibt auch ihr Motto.

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