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75 Jahre Nato: Kein Palaver
Das westliche Militärbündnis feierte sich bescheiden
Also appetitlich sieht diese Torte nicht aus. Wie aus Zement gegossen, mit einer Stahlplatte obendrauf, darauf die Worte Nato und Otan (damit auch unsere arabischen Freunde, die für gewöhnlich von rechts nach links lesen, das Kürzel entziffern können). Obendrein ganz unspektakulär für einen 75. Geburtstag. Von Brüsseler Konditormeistern hätte man mehr erwartet an Fantasie und Originalität, etwa Panzer, die mit Kirschen schießen, Marschflugkörper, die sich in Sahnewölkchen auflösen und Nato-Draht aus Lakritze. Nun ja, wenn der Gastgeber der Party eine Spaßbremse ist wie Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg gibt’s das natürlich nicht.
Was macht eigentlich dieser stocksteife, stets wie ein verklemmter Pennäler wirkende Mann aus Oslo, der hier am gestrigen Donnerstag mit Belgiens Außenministerin das undefinierbare Etwas ansticht, noch in Brüssel? Seit zwei Jahren schon sollte er als Chef der norwegischen Zentralbank Unheil treiben. Ah ja, ... der Ukraine-Krieg hat den tapferen Schreibtisch-Soldaten aus Skandinavien an seine militärische Pflicht gemahnt, auf seinem Posten auszuharren, nicht den Schwanz einzuziehen vor dem Erzfeind. Das war einmal die Sowjetunion und ist heute Russland. Was nicht ausschließt, dass sich zuweilen Nato-Staaten wie garstige, unartige Buben untereinander bekriegen: Türkei gegen Griechenland, Großbritannien gegen Argentinien ...
Stoltenberg beschwor auf dem Festakt den Eid der Musketiere (der sich indes von Anbeginn, seit 1949, in der Allianz auf »Alle für einen«, nämlich für den US-Hegemon, reduzierte). Er bekundete zudem Stolz, dass es kein internationales Vertragswerk gebe, das mit so wenigen Worten (und nur 14 Paragrafen) auskomme wie die Gründungsakte der North Atlantic Treaty Organization (Nato) respektive der Organisation du traité de l’Atlantique nord (Otan). Was ebenfalls nicht verwundert: Militärs sind halt nur bedingt lesebereit und großem Palaver generell abhold.
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