- Politik
- Kolonialismus
Mia Couto: Für Geschichtsbewusstsein
In der Debatte um Entschädigungen für Portugals Ex-Kolonien meldet sich der mosambikanische Schriftsteller Mia Couto zu Wort
In der Welt der Literatur zählt er zu den großen Namen der Gegenwart, für sein Werk wurde Mia Couto mehrfach ausgezeichnet. Gegenüber der Nachrichtenagentur Lusa nahm er nun Stellung zu Äußerungen des konservativen portugiesischen Staatspräsidenten, Marcelo Rebelo de Sousa. Der hatte am Vorabend der Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag des Sturzes der Diktatur am 25. April 1974 die Verantwortung seines Landes für während der Kolonialzeit begangene Verbrechen betont und Entschädigungen für Portugals frühere Kolonien ins Gespräch gebracht. Dafür musste Rebelo de Sousa viel Kritik aus dem eigenen Lager einstecken. Die rechtsextreme Chega wirft ihm glatt »Verrat an der portugiesischen Geschichte und den alten Kämpfern« vor.
Mia Couto, 1955 in Beira in Mosambik als Sohn portugiesischer Einwanderer geboren, rückt die Dinge gerade, wirbt für einen Schuldenerlass für die betroffenen Länder. Den Begriff Wiedergutmachung mag Couto nicht, sondern wirbt für einen gemeinsamen Umgang mit der geteilten Geschichte. Couto erinnert daran, dass auch der 25. April kein isoliertes Ereignis war, sondern sowohl das »Ergebnis der Kämpfe afrikanischer Länder« als auch des opferreichen antifaschistischen Widerstands in Portugal selbst.
Aus eben dieser facettenreichen Geschichte webt der mosambikanische Schriftsteller den Stoff seiner Erzählungen und Romane. Coutos Erzählweise wird dabei eine Nähe zum Magischen Realismus bescheinigt. Seine Trilogie »Imani«, die ihn weltberühmt machte, hat den europäischen Kolonialismus in Afrika zum Thema, sein jüngster Roman »Der Kartograf des Vergessens« handelt vom Kampf Mosambiks gegen die portugiesische Kolonialherrschaft.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!