Werbung

Senat will »Urbane Mitte« durchdrücken

Der Berliner Senat zieht die Hoheit über das Kreuzberger Bauprojekt »Urbane Mitte Süd« an sich

Bild aus der Zukunft: Geplante Bürotürme am Gleisdreickpark
Bild aus der Zukunft: Geplante Bürotürme am Gleisdreickpark

Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD) hat am Montag mitgeteilt, dass seine Verwaltung das Bebauungsplanverfahren für das Projekt »Urbane Mitte Süd« an sich zieht. Damit solle die Entwicklung entsprechend den städtebaulichen Zielsetzungen des Landes Berlin zügig umgesetzt werden, wie die Stadtentwicklungsverwaltung in einer Presseerklärung mitteilt.

Im Rahmen des Projekts »Urbane Mitte«, um dessen südlichen Teile es geht, sollen am Kreuzberger Gleisdreieckpark Bürogebäude entstehen. Ein entsprechender Rahmenvertrag war 2005 geschlossen worden. In diesem war Investoren eine hohe bauliche Auslastung zugesagt worden. Im Gegenzug konnte auf den ehemaligen Bahn-Grundstücken 2011 der Gleisdreieckpark entstehen.

»Angesichts des langjährigen Planungsprozesses nimmt die Wahrnehmung des Landes Berlin als verlässliche Vertragspartnerin deutlich ab«, so Gaebler. Es gehe darum, Vertrauensschaden vom Land Berlin abzuwenden. Man könne nicht sagen: »Wohnungen und Park nehmen wir gerne. Was uns nicht so gut gefällt, ermöglichen wir aber nicht.«

An den Plänen hatte es von Anwohnerinitiativen und von den Fraktionen von Grünen, SPD und Linke in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Kritik gegeben. Ein Rechtsgutachten hatte ergeben, dass im Rahmenvertrag festgelegte Schadenersatzklauseln von bis zu 150 Millionen Euro für den Fall, dass kein Bebauungsplan nach Investorenwünschen aufgestellt wird, ungültig seien.

»Die Entscheidung des Senats, das Verfahren für die Bebauung der Urbanen Mitte am Gleisdreieck an sich zu ziehen, ist eine grobe Missachtung des erklärten Willens der BVV in Friedrichshain-Kreuzberg, bei der das kommunale Planungsrecht liegt«, kritisiert die Sprecherin für Stadtentwicklung der Linksfraktion im Bezirk, Gaby Gottwald.

»Einmal mehr wird ein Bezirk entmachtet, weil Änderungen diskutiert werden, die den Investoren nicht passen«, sagt dazu Julian Schwarze, Sprecher für Stadtentwicklung der Grünen im Abgeordnetenhaus. Stadtentwicklungsexpertin Katalin Gennburg aus der Linksfraktion kritisiert ebenfalls: »Während in Berlin bereits über eine Million Quadratmeter Bürofläche leer stehen, setzt sich Betonsenator Gaebler für den Bau eines zweiten Potsdamer Platzes im Gleisdreieckpark ein.« Das sei klimapolitischer Wahnsinn.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.