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Völkischer Sieg schon vor der Europawahl

Höcke-Zögling René Aust plötzlich Spitzenkandidat der AfD

Björn Höcke (rechts) bleibt der Königsmacher in der AfD. (Links Maximilian Krah und René Aust.)
Björn Höcke (rechts) bleibt der Königsmacher in der AfD. (Links Maximilian Krah und René Aust.)

Björn Höcke ist gut darin, seine Erfolge leise, aber trotzdem deutlich zu genießen. Er selbst hat sich nie über Thüringen hinaus für Ämter in der AfD oder für Parlamentssitze beworben. Er hat aber immer mitentschieden, wer wichtige Posten einnimmt. Die Liste, die die AfD zur Europawahl aufgestellt hat, fiel für Höcke schon ganz gut aus. Maximilian Krah und Petr Bystron gehören zwar nicht zu den völkisch-nationalistischen Strukturen rund um Höcke, sie stehen aber auch nicht im Verdacht, sich der CDU und dem politischen Mainstream anzupassen. Kurzum: Kandidaten, die für Höcke und Co. akzeptabel waren.

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Heute sind Krah und Bystron nicht mehr akzeptabel. Die Skandale um chinesische Spione und Gelder aus Russland haben beide erst mal ins Aus befördert. Für wie lange und wie sehr man auf Distanz gehen sollte, wird in der AfD noch diskutiert. Für Björn Höcke hat sich daraus eine Möglichkeit ergeben. Sein Kandidat, der 37-jährige René Aust aus Thüringen, ist plötzlich die unerklärte Nummer eins der AfD im Europawahlkampf. Höcke feierte das am Dienstag mit einem Social-Media-Post. Die Thüringer AfD setze »bundesweit Maßstäbe« freute sich Höcke darin und stellte heraus, dass er Aust auf seinem politischen Weg schon lange begleite. Höcke war es auch, der René Aust beim Europaparteitag der AfD in Magdeburg für den dritten Listenplatz vorgeschlagen und sich damit parteiintern, wie so oft, durchgesetzt hatte.

Dass René Aust die AfD künftig im Europaparlament führen dürfte, daran gibt es kaum Zweifel. Zwar lädt die Parteiführung für den kommenden Montag noch zu einer Wahlnachlese mit dem »Delegationsleiter« ein, ohne Aust zu benennen. Aber faktisch übernimmt der 37-Jährige schon den Spitzenjob. Am Donnerstagabend wird Aust in der »Wahlarena« der ARD für die AfD auftreten.

Für die AfD ist der Thüringer Landtagsabgeordnete ein Glücksfall. René Aust ist jung, eloquent, und über ihn sind keine privaten Skandale bekannt. In der AfD hat er 2017 als Pressereferent der Thüringer Landtagsfraktion angefangen. Seit 2019 sitzt er selbst im Landtag. In der Partei und ihrer Jugendorganisation hat und hatte er verschiedene Funktionen inne. Bemerkenswert ist, dass René Aust eigentlich aus dem Ruhrgebiet kommt und bis 2014 Mitglied der SPD in Essen war. Die SPD hat Aust, nach eigenen Angaben, verlassen, weil er mit ihrer Flüchtlingspolitik unzufrieden war.

Mit Migrationspolitik wird Aust auch noch vor der EU-Wahl punkten wollen. Zur Debatte über Abschiebungen nach Afghanistan erklärte er gerade erst, diese seien schon im »Positionspapier Remigration« der AfD im Januar gefordert worden. Aust will die Wähler*innen überzeugen, wer für mehr Abschiebungen und eine »Festung Europa« ist, der solle AfD wählen. Die Abschiebedebatten nach dem Anschlag auf den Islamhasser Michael Stürzenberger, bei dem ein junger Polizist getötet wurde, kommen dabei der gesamten AfD zugute. Am Freitagabend will die Partei in Mannheim protestieren. Das Motto der Kundgebung, so plump wie eingängig: »Messermänner und Islamisten raus!«

Nach Wochen, in denen die AfD mit eigenen Skandalen beschäftigt war, hat der islamistische Anschlag von Mannheim ihr ihr Kernthema wiedergegeben: Rassismus. Dass jetzt auch Bundeskanzler Olaf Scholz nach Afghanistan abschieben will, wird die AfD als ihren Erfolg feiern. Dieses Zugeständnis passt nur allzu gut in die Strategie der extremen Rechten. Sie will Diskussionen verschieben, Mehrheiten braucht sie dafür nicht.

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