Krise der Linken: Was bleibt links?

Wolfgang Hübner über die verschärfte Krise der Linkspartei

Ein gallisches Dorf – so bezeichnete der Linke-Politiker Sören Pellmann gern seine Heimatstadt Leipzig, weil sich dort im ansonsten weithin schwarz-blauen Sachsen Die Linke als stärkste Kraft behauptete. Das ist Geschichte. In Leipzig steht die Linkspartei noch vergleichsweise gut da, wurde aber bei den Wahlen am Wochenende von CDU und AfD eingeholt. Ansonsten haben die Wähler sie beinahe flächendeckend abserviert. Die »herausfordernde Lage«, von der linke Politiker in einer Erklärung sprechen, ist da noch eine sehr freundliche Formulierung.

Das Wahlwochenende hat Die Linke heimgesucht wie ein Unwetterereignis; die Trümmerfrauen und -männer werden lange mit den Aufräumarbeiten zu tun haben. 2,7 Prozent – noch weniger hatte diese Partei bei einer bundesweiten Wahl nur einmal: als PDS bei der Bundestagswahl 1990. Die Wagenknecht-Abspaltung hat der Linken massiv Stimmen abgezogen – dreimal so viel wie bei der AfD. Dass dies möglich war, liegt nicht nur an Wagenknechts Populismus, sondern auch an den offenen Flanken der Linken. So kreiden viele traditionelle Linkswähler der Partei an, dass sich ein paar namhafte Leute wie Bodo Ramelow für Waffenlieferungen an die Ukraine aussprechen. Auch wenn das nicht Beschlusslage ist – es ramponiert das Image als Friedenspartei.

In ersten Erklärungen nach der Wahl klingen Debatten über die Personen an der Parteispitze an. Die kommunale Basis ist am Sonntag drastisch geschrumpft, für die anstehenden Landtagswahlen müsste Alarmstimmung herrschen. Nun soll Die Linke wieder einmal neu begründet werden. »Gekommen, um zu bleiben«, hieß es bei der Entstehung der Linkspartei vor knapp 20 Jahren. Derzeit bleibt verdammt wenig. Ein Deutschland ohne nennenswerte linke Partei möchte man sich nicht vorstellen.

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