Unweigerlich in den Pflegenotstand

Der Landtag betrachtet den Brandenburger Pakt für Pflege als Exportschlager

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Fast 185 000 Brandenburger sind pflegebedürftig. Das sind 7,3 Prozent der Bevölkerung. 2019 waren es erst 6,1 Prozent. Sozialministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) sagt vorher, dass die Quote noch deutlich steigen wird. 42 000 Beschäftigte zählt die Pflegebranche im Bundesland. Sie bräuchte noch 5000 mehr und wüsste nicht, woher nehmen, würden nicht 86,9 Prozent der pflegebedürftigen Brandenburger in den eigenen vier Wänden versorgt. So hoch ist die Quote in keinem anderen Bundesland. Die vollstationäre Pflege erfordert viel Personal und ist deshalb teuer – und die Pflegebedürftigen bleiben auch lieber zu Hause, als ins Heim zu müssen. Der Staat spart sich so 60 Millionen Euro im Jahr, denn Brandenburg muss für die sogenannten Hilfen zur Pflege nur 70 Millionen Euro aufwenden.

Schlüssel zum Erfolg ist der 2020 aufgelegte Pakt für Pflege, bei dem sich andere Länder wie Mecklenburg-Vorpommern etwas abzuschauen beginnen. 10 Millionen Euro pro Jahr gibt es für die »Pflege vor Ort«, 2 Millionen für den Ausbau von Pflegestützpunkten, 5 Millionen für Tages- und Kurzzeitpflege, um Angehörige zu entlasten. Alle Landkreise und 85 Prozent der Städte und Gemeinden beantragten Fördermittel, für 664 Projekte wurden sie bewilligt. »Wir werden nie wieder so viele Pflegekräfte haben wie heute, aber in Zukunft mehr pflegebedürftige Menschen«, sagt Nonnemacher am Mittwoch im Landtag. Deshalb müsse das vorhandene Personal zielgerichtet eingesetzt werden.

Muckefuck: morgens, ungefiltert, links

nd.Muckefuck ist unser Newsletter für Berlin am Morgen. Wir gehen wach durch die Stadt, sind vor Ort bei Entscheidungen zu Stadtpolitik – aber immer auch bei den Menschen, die diese betreffen. Muckefuck ist eine Kaffeelänge Berlin – ungefiltert und links. Jetzt anmelden und immer wissen, worum gestritten werden muss.

Bis 2030 werden mindestens 10 000 Pflegekräfte fehlen, erklärt der Landtagsabgeordnete Björn Lüttmann (SPD). Der Anstieg der Beschäftigtenzahl gehe in den vergangenen zehn Jahren überwiegend auf das Konto der Migranten, seit 2020 fast ausschließlich. Lüttmann warnt deshalb: »Die ausländerfeindliche Remigrationsrethorik der AfD gefährdet den Beschäftigungsanstieg in der Pflege und damit direkt die Gesundheit unserer Bevölkerung.«

Niedrige Löhne und hohe Arbeitsbelastung kennzeichnen die Tätigkeit. Der Abgeordnete Ronny Kretzschmer (Linke) fordert nicht umsonst einen allgemeinverbindlichen Tarifvertrag. So könnten Tausende Pflegekräfte, die aus Frust kündigten, in ihren ursprünglich erlernten Pflegeberuf zurückkehren. Kretzschmer spricht von einem Pflegenotstand, »auf den wir uns unweigerlich zubewegen«.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -