Klassische Musik für Gaza

»Make Freedom Ring« organisiert Benefizkonzerte für Gaza-Nothilfe

Vor dem Benefiz in der Himmelfahrtskirche in München hat »Make Freedom Ring« bereits Konzerte für die Gaza-Nothilfe in London, Manchester sowie Berlin organisiert. Daran war auch Michael Barenboim (links) beteiligt.
Vor dem Benefiz in der Himmelfahrtskirche in München hat »Make Freedom Ring« bereits Konzerte für die Gaza-Nothilfe in London, Manchester sowie Berlin organisiert. Daran war auch Michael Barenboim (links) beteiligt.

Anders als etwa in der Clubszene herrscht in der klassischen Musikszene zum Gaza-Krieg weitgehend Schweigen. Ein Gegenbeispiel ist das Kollektiv »Make Freedom Ring«, das seit März Benefizkonzerte für die Gaza-Nothilfe in London, Manchester und Berlin organisiert hat. Am Dienstag findet das vierte Konzert in der Himmelfahrtskirche in München statt. Die Einnahmen kommen der Frankfurter Hilfsorganisation Medico international zugute, die damit Projektpartner in Gaza unterstützt.

Das Kollektiv ist inspiriert von dem 1976 gestrobenen amerikanischen Bassbariton, Schauspieler und Bürgerrechtler Paul Robeson, der einst die Kraft der Musik betonte, um Menschen im Engagement für Freiheit und Gerechtigkeit zu verbinden. Das Zitat »Make Freedom Ring« ist der berühmten Rede »Ich habe einen Traum« des US-Bürgerrechtlers Martin Luther King Jr. entlehnt.

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»In Krisenzeiten hat unsere Branche in der Vergangenheit unglaubliches Engagement gezeigt und muss dies auch jetzt wieder tun«, erklären die Mitglieder von »Make Freedom Ring« zu ihrer Initiative anlässlich des Gaza-Krieges. Die Konzerte sollen aber auch ein Zeichen gegen die Zensur propalästinensischer Stimmen in den Künsten setzen, heißt es in der Selbstdarstellung des Kollektivs.

Das Konzertprogramm in München deckt die Epochen von Barock bis zur Moderne ab, darunter sind solistische Beiträge, auch kleine Ensembles spielen auf. Dabei treten meist deutsche Künstler*innen auf, zu den bekanntesten gehören der Violinist Ingolf Turban, der Cellist Wen-Sinn Yang sowie die Cembalistin und Pianistin Christine Schornsheim, die alle als Professor*innen an der Hochschule für Musik und Theater München tätig sind.

Unter den insgesamt 15 Teilnehmenden sind außerdem die georgischen Violinistinnen Veriko und Sofiko Tchumburidze sowie die kubanische Violistin Jenny Peña Campo. Die musikalische Leitung übernehmen die Cellistin Kristin von der Goltz, Professorin an der Hochschule für Musik und Theater München, und Johannes König, Vorspieler der Symphoniker in der bayerischen Landeshauptstadt.

»Wir machen dieses Konzert aus tiefster Trauer über die unfassbar vielen Schicksale von Menschen, die nirgends Schutz finden«, sagt von der Goltz gegenüber »nd«. König will mit dem Konzert ein Signal an Kolleg*innen senden, »die schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen in Gaza oder anderorts in den Blick zu nehmen«.

Auch der Geiger Michael Barenboim engagiert sich in dem Kollektiv »Make Freedom Ring« und hat dazu das Benefiz in Berlin organisiert; in München ist er allerdings nicht beteiligt. In einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk betonte er die Bedeutung der Kunst als Plattform zur Sensibilisierung für soziale und politische Probleme. Barenboim äußerte darin auch Kritik an der mangelnden Aufmerksamkeit für die »furchtbare Situation in Gaza und überhaupt in Palästina«.

Barenboim zählt zu den Unterzeichnern eines offenen Briefes von Wissenschaftlern vom Mai dieses Jahres, der sich gegen die polizeiliche Räumung eines propalästinensischen Protestcamps auf dem Gelände der Freien Universität Berlin richtete. Die Kontroverse um die daraufhin durch das Bildungsministerium geprüften förderrechtlichen Sanktionen gegen die Wissenschaftler hält weiter an.

Moderiert wird die Musikveranstaltung in der Himmelfahrtskirche am Dienstag von dem Münchener Kommunikationswissenschaftler und Aktivisten Kerem Schamberger. »Mit dem Konzert wollen wir auch deutlich machen, dass die Münchener Stadtgesellschaft solidarisch an der Seite der Menschen in Gaza steht«, sagt Schamberger zu »nd«. Nach dem Gutachten des Internationalen Gerichtshofs zur israelischen Siedlungspolitik müsse nun darauf gedrängt werden, dass die Regierung in Tel Aviv das Völkerrecht einhalte und die Besatzung beende.

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