Bochumer Alsenstraßen-Viertel wehrt sich gegen rechts

In Bochum wollen Anwohner eine Nazi-Kneipe loswerden

Ohne Brauereiwerbung dafür mit klarer Ansage gegen Nazis.
Ohne Brauereiwerbung dafür mit klarer Ansage gegen Nazis.

Das Bochumer Alsenstraßen-Viertel gehört zu den beliebten Wohnorten von Akademiker*innen, Alternativen und Linken in der Ruhrgebietsstadt. Man lebt dort nett zusammen, hat ein Stadtteilwohnzimmer, der Hauptbahnhof liegt vor der Tür, zur Ruhr-Universität ist es mit dem Fahrrad oder der U-Bahn nicht weit. Doch seit knapp anderthalb Monaten ist die Wohlfühlatmosphäre im Stadtteil getrübt.

Am 22. Juni fand in der Kneipe »Linie 5« am Rand des Viertels ein extrem rechtes Konzert statt, das von der Polizei aufgelöst wurde. Was genau in der Gaststätte stattgefunden hat, dazu gibt es unterschiedliche Interpretationen. Die Polizei sagt, ein Konzert habe sie nicht feststellen können, sie schließe aber nicht aus, dass es stattgefunden habe. Von den 50 Menschen, deren Personalien sie am Abend kontrolliert habe, stammten »einige« aus der rechten Szene. Die Betreiber der »Linie 5« sprechen von einer geschlossenen Gesellschaft und einer Geburtstagsfeier. Die Antifaschistische Linke Bochum belegt mit Fotos, dass der Sänger der extrem rechten Hooliganband »Kategorie C«, Hannes Ostendorf, am fraglichen Abend in der Kneipe war. Die Antifaschist*innen vermuten, dass Ostendorf in Bochum aufgetreten ist, als Ersatz für ein untersagtes Konzert, das eigentlich am selben Abend im Emsland stattfinden sollte. Anwohner*innen stützen die These, sie haben Lieder von »Kategorie C« aus der Kneipe gehört.

Brauereien reagieren

Reaktionen auf das extrem rechte Event folgten schnell. Die Bochumer Fiege-Brauerei entfernte nach wenigen Tagen ihre Außenwerbung an der »Linie 5«. Die Geschäftsführung der Brauerei teilte mit, sie stehe »für ein Miteinander in Vielfalt, Toleranz und Respekt« und »jeglichem extremen Gedankengut entgegen«. Jetzt, einige Wochen später, entfernte auch die Duisburger Köpi-Brauerei ihre Werbung an der Kneipe und beendete die Geschäftsbeziehungen. Hinweise von Verbraucher*innen und Mitarbeiter*innen hätten sie zu diesem Schritt bewogen, teilte die Brauerei mit. Auch antifaschistische Reaktionen blieben nicht aus, Graffiti an der Fassade der »Linie 5« forderten Nazis dazu auf, sich zu »verpissen«. Nach den Graffiti schloß die »Linie 5« für einige Tage und in der Lokalpresse waren zahlreiche Beteuerungen der Wirt*innen zu hören, dass man nicht rechts sei. Bekundungen, die offenbar nicht viel mehr als Lippenbekenntnisse waren. Bei der »Wiedereröffnung« der Kneipe zeigten zahlreiche Akteure aus der extremen Rechten Präsenz. Ein Mitorganisator der »Hooligans gegen Salafisten« war dort genauso zu Gast wie Mitglieder von Rockergruppen. Auch die relativ junge Gruppe »Der Störtrupp-DTS« zeigte sich an der Bochumer Kneipe. Bei DTS handelt es sich um extrem rechte Fußballfans, die zum Großteil aus Duisburg stammen. Sie sollen auch für Pöbeleien im Umfeld des Kölner Christopher Street Day verantwortlich sein. Für die Antifaschistische Linke Bochum ist die Präsenz solcher Gruppen und Personen ein Hinweis darauf, dass die »Linie 5« ein »Anziehungspunkt für extrem rechte Menschen geworden ist, von denen ein Gewaltpotential ausgeht«.

Klare Linie gegen rechts

Auch Anwohner*innen ist das Treiben in der »Linie 5« ein Dorn im Auge. Zu einem spontanen Treffen Ende Juli kamen rund 50 Menschen. An einem Freitag protestierten etwa 80 unter dem Motto »klare Linie gegen rechts« vor der Kneipe. Die Anwohner*innen beklagen, dass sich Pöbeleien und Nazi-Schmierereien in ihrem Viertel häufen. Sie sehen darin die Strategie, einen Angstraum zu schaffen, in dem sich politische Gegner*innen und Unbeteiligte nicht mehr äußern. Andere befürchten Angriffe auf international Studierende. Die Nachbar*innen wollen nun weiter auf das Treiben rund um die rechte Kneipe aufmerksam machen. Ihr Ziel, die »Linie 5« soll wieder eine normale Eckkneipe werden, in der »sich alle Menschen wohlfühlen«.

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